Schlagwort-Archiv: Job

Foto-Gen

Vier Aufnahmen in Schwarz-Weiß. Damit fing alles an. Schon immer hatte Simone Naumann viel fotografiert, vor allem während ihrer Zeit als Verwaltungsleiterin am Goethe-Institut in Amsterdam. Damals war es für sie ein Ausgleich zum fordernden Job, mit der Kamera durch die Straßen zu laufen und das Leben in der quirligen Grachtenstadt festzuhalten. So richtig gefunkt hat es dann an einem sonnigen Tag im Mai 2008, auf einem Workshop in Fürstenfeldbruck. „Ich lief dort etwas ziellos durch die Gegend und wusste erst gar nicht, was ich fotografieren sollte“, erinnert sich die temperamentvolle Frau mit der dunklen Lockenmähne. Sie konzentrierte sich schließlich auf die unterschiedlichen Markierungen und Beläge auf den Straßen und schuf daraus ihren ganz speziellen Blick auf die Stadtlandschaft. Als das Ergebnis bei der Ausstellung am Abend recht prominent präsentiert wurde, keimte ein leiser Stolz. „Ich war zum ersten Mal mit meinen Fotografien in die Öffentlichkeit gegangen – und da kam dann schon so die Idee: Ja, ich kann fotografieren!“

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Verlegerin mit Sinn fürs eBook

“Als Unternehmerin kann ich meine eigenen Regeln aufstellen”

Beate Kuckertz, Gründerin des dotbooks Verlags

New York, im Juni 2009. Beate Kuckertz trifft eine Literaturagentin in New York, als der legendäre Virgin Megastore die letzten noch verbliebenen Platten und das Mobiliar verramscht. Das Aus für den letzten großen Musikladen in ganz Manhattan trifft die Besucherin aus Deutschland ins Mark. „Die dramatischen Veränderungen auf dem Musikmarkt zeichneten sich damals schon länger ab“, stellt sie rückblickend fest. „Diese Schließung war dennoch ein einschneidendes Erlebnis für mich – und ein Vorbote dessen, was auch auf die Buchbranche zukommen würde.“ Desillusioniert kehrte die Verlagsleiterin, die bei der Münchner Verlagsgruppe Droemer Knaur für die belletristischen Programme zuständig war, nach Deutschland zurück. „Ich hatte einen wirklich großartigen Job und fand die Aufgabe immer sehr inspirierend“, betont die heute 52-Jährige. „Aber trotz der absehbaren Krise ging alles weiter wie gehabt.“ Im Jahr darauf hatte Beate Kuckertz genug von der Scheuklappen-Mentalität ihrer Branche. Nach zwölf Jahren kündigte sie ihre Stelle bei der Unternehmensgruppe. Ohne einen Plan B in der Tasche zu haben.

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Auf den Spuren von “Kuli”

Mein erster investigativer Einsatz in Rheine

Maracuja-Saft und Bahlsen-Kekse. Das stand immer auf dem Tisch, wenn wir bei unserer Oma Fernsehen guckten. Peter Frankenfeld, Hans Rosenthal und Hans-Joachim Kulenkampff – das waren die Helden dieser Zeit, die durch die großen Samstagsabend-Shows führten oder bei „Dalli Dalli“ begeistert an die Decke sprangen. „Kuli“ war mehr so der joviale Typ. Ich kannte ihn schon immer. Das muss man wissen, um zu ermessen was es hieß, als ich nach Rheine geschickt wurde, um über ihn zu schreiben.

Rheine. Das war mein Revier. Unter Einsatz großer Hartnäckigkeit, die an Penetranz grenzte, hatte ich es nach dem Studium ins Feuilleton der Münsterschen Zeitung geschafft. Die Hälfte der Woche kellnerte ich, um mir den Job als freie Journalistin leisten zu können. Aber immerhin: Ich schrieb für den Kulturteil. Und nun: Hans-Joachim Kulenkampff, als Anwalt der kleinen Leute im Metropol-Theater in Rheine. Meine Freundin Dagmar, fast gleicher Jahrgang, völlig begeistert von meinem Auftrag, legte die Latte gleich mal ein Stückchen höher: „Du musst ihn sprechen, du brauchst ein Interview mit ihm!“

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Zwischen Kreißsaal und Werkbank

“Meine Kunst ist für mich Selenhygiene”

Anni Rieck, Hebamme und Künstlerin

Es sind die Hände, die mir sofort auffallen. Kompakt, kräftig, ohne Ringe. Hände, die zupacken können, mit hartem Stein arbeiten, Kinder auf die Welt bringen. Anni Rieck lacht, als sie mich an ihrer Haustür begrüßt. Der überraschte Blick, den ich in ihr „Atelier mit Bett“ werfe, dürfte ihr bekannt vorkommen. Auf 64 Quadratmetern lebt und arbeitet die Künstlerin – wenn sie nicht gerade auf der Geburtshilfestation einer Münchner Klinik ist und werdenden Eltern bei der Geburt ihrer Babys hilft. Überall hängen filigrane Objekte aus Draht und Papier von der Decke. Auch in der Küche, in der ganz offensichtlich überwiegend Espresso gekocht wird. Herd und Spüle sind hier Nebensache. Wo sich andere gemütlich zu Tisch setzen würden, steht eine alte Werkbank mit metallenen Beschlägen. Tiefe Risse und Kerben haben sich ins Holz gegraben, Werkzeuge liegen griffbereit. Ein richtig schönes Stück, das den Raum dominiert und zeigt, worum es hier in erster Linie geht. „Die habe ich mir zu meinem 40. Geburtstag geschenkt“, sagt Anni Rieck. Auch drei Jahre nach dem Kauf noch ganz zappelig vor lauter Freude und Begeisterung über diesen Coup. „An dieser Bank habe ich vor langer Zeit zum allerersten Mal in meinem Leben künstlerisch gearbeitet.“

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Das erste Mal als Krisenmanagerin

Meret Brotbek, Procurement Managerin

Mit 24 hatte ich meinen ersten Einsatz als Sicherheits- und Krisenmanagerin in Qatar. Ein absolutes Megaprojekt mit 150.000 Mitarbeitern aus neunzig Nationen. Bei 50 Grad Hitze kam ich mitten in der Wüste an und der Anblick war überwältigend. Eine Riesenanlage aus gigantischen Kühlaggregaten, in denen Gas herunter gekühlt und zum Transport verflüssigt wird. Um mich herum ausschließlich Männer. Alle waren in unförmigen Schutzanzügen angezogen wie Astronauten. Ich wurde sofort davor gewarnt, einfach so aus dem Auto zu steigen – die Männer hatten seit Monaten keine Frau mehr gesehen. Das war der Moment, in dem ich mich fragte: Was tue ich hier eigentlich? Weiterlesen

Das erste Mal

“Das erste Mal” – auf meinem Blog!

Angela Merkel hatte „die blanke Panik“, bevor sie ihre erste Rede vor einem CDU-Parteitag hielt. Diese Angst vor dem ersten Mal kennt nicht nur die Kanzlerin. Irgendwann ist es für jeden so weit, da muss man springen: Jeder Chirurg erinnert sich an seine erste Blinddarmoperation, jeder Lehrer an die erste Unterrichtsstunde vor einer Klasse. Auch eine Verhandlung, die man zum ersten Mal eigenverantwortlich führt, oder eine Präsentation vor großem Publikum können extrem schweißtreibend sein. Für die Frankfurter Allgemeine Zeitung habe ich mich umgehört: Wie fühlt sich das an? Und was hilft dabei, mit der Aufregung umzugehen?

Das Ergebnis lesen Sie in den vorweihnachtlichen Wochenendausgaben von FAZ und FAS vom 20./21. Dezember. Und weil das Thema so spannend und facettenreich ist, werde ich mich auf meinem Blog weiterhin damit beschäftigen.

Folgen Sie mir auf www.mehr-als-maloche.de und lesen Sie weiter. Herausfordernde erste Male – davon gibt es viele im Job!

Wunscherfüllerinnen

„Ich wusste genau: Da will ich hin!”

Claudia Hangmann, Maike Labs und Regina Reiffenberg vom Verein “Herzenswünsche”

„Ich kenne keinen Menschen, der morgens so gerne zur Arbeit fährt“, sagt Maria versonnen. Wir stehen zusammen am Küchenfenster und sehen unserer Freundin Claudia hinterher, die gerade ins Büro radelt. Wetterfest verpackt – wir sind in Münster! – macht sie selbst zu dieser frühen Tageszeit einen ausgesprochen munteren Eindruck. Kein Wunder, denn sie hat einen wunderbaren Job: Jeden Tag erfüllen sie und ihre Kolleginnen schwer kranken Kindern lang gehegte Wünsche – kleine, aber manchmal auch ziemlich große. Seit 25 Jahren setzt sich der Verein Herzenswünsche dafür ein, dass junge Patienten etwas haben, worauf sie sich freuen können. Etwas, das ihnen den oft sehr belastenden Klinikalltag ein wenig aufhellt. Und es stimmt tatsächlich: Seitdem Claudia Hangmann für den gemeinnützigen, sehr rührigen Verein die Buchhaltung führt, freut sich die gelernte Bankkauffrau jeden Morgen auf die Arbeit. Auch, wenn dort manchmal Tränen fließen. Weiterlesen

Von der Assistentin zur Chefin

“Arbeit muss auch Spaß machen!”

Esra Kücük, Geschäftsführerin des Dialogforums Junge Islam Konferenz

An einem herrlich sommerlichen Tag radele ich durch Berlin-Mitte. Ich bin auf dem Weg zu Esra Kücük, die ich während der Recherche zu meinem Buch „Wer macht was und was mache ich?“ kennenlernte. Nach dem Politikstudium mit deutsch-französischem Doppeldiplom hatte sie ein Trainee-Programm bei der Stiftung Mercator absolviert und arbeitete für den Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration. Die damals 27-Jährige war persönliche Referentin der Geschäftsführung und forschte zugleich – Respekt! – als Doktorandin der Berliner Humboldt-Universität an einer Promotion zu „neuen zivilgesellschaftlichen Akteuren“. Dazu gehören zum Beispiel Leute, die sich im Internet als Meinungsführer aufspielen und stereotype Bilder von Migranten transportieren.

Das Gespräch war bei mir hängengeblieben. Erstens, weil ich einmal mehr feststellte, dass Stiftungen oft richtig interessante Jobs bieten. Und zweitens, weil mir die Leidenschaft imponierte, mit der Esra Kücük über Integrationsbarometer oder Jahresgutachten zum Einwanderungsland Deutschland sprach und Ideen zu integrationspolitischen Think-Tanks entwarf. Weiterlesen