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#enkeltauglich

Als ihr Elternhaus verkauft wurde, butterte Sandra Uschtrin ihr komplettes Erbe in den Aufbau einer Internetplattform. Andere renovieren endlich mal die Wohnung, machen Reisen, gönnen sich was. Die Verlegerin investierte ihren Anteil in eine digitale Fair-Trade-Buchhandlung. Mutig? Mit solchen Kategorien kann die Herausgeberin und Verlegerin nicht viel anfangen. „Ich liebe es, mein Ding zu machen und Ideen umzusetzen“, sagt sie fröhlich. Das Konzept der 2014 gegründeten Autorenwelt ist einzigartig: Für jedes verkaufte Buch erhalten die Autorinnen und Autoren sieben Prozent des Ladenverkaufspreises, zusätzlich zu ihren Verlagstantiemen. „Die wenigsten können von ihren Büchern leben, dagegen wollen wir etwas tun.“

Mit 20 Kisten unterwegs

Sandra Uschtrin spricht schnell und lacht gerne während unseres Videocalls. Hinter ihr, auf dem Küchentisch, liegen Fachzeitschriften, ein neues Heft ist gerade in Arbeit. Sie wirkt aufgeräumt, obwohl ihre To-do-Liste für den Tag lang ist. Vielleicht ist das wirklich die Abwechslung! Seit einiger Zeit ist die Verlegerin als digitale Nomadin mit ihrem Bus und zwanzig Kisten unterwegs. Mal mehrere Monate hier, mal dort, meistens in Ferienwohnungen. Ein großer Topf, eine gute Pfanne und scharfe Messer sind immer dabei. „Ich habe immer von zuhause aus gearbeitet, und auch an meinem Arbeitspensum hat sich gar nichts geändert. Aber es ist schön, wenn man mittags beim Essen in der Sonne sitzen kann und noch ein bisschen was sieht.“ Weiterlesen

Verlegerin mit Sinn fürs eBook

“Als Unternehmerin kann ich meine eigenen Regeln aufstellen”

Beate Kuckertz, Gründerin des dotbooks Verlags

New York, im Juni 2009. Beate Kuckertz trifft eine Literaturagentin in New York, als der legendäre Virgin Megastore die letzten noch verbliebenen Platten und das Mobiliar verramscht. Das Aus für den letzten großen Musikladen in ganz Manhattan trifft die Besucherin aus Deutschland ins Mark. „Die dramatischen Veränderungen auf dem Musikmarkt zeichneten sich damals schon länger ab“, stellt sie rückblickend fest. „Diese Schließung war dennoch ein einschneidendes Erlebnis für mich – und ein Vorbote dessen, was auch auf die Buchbranche zukommen würde.“ Desillusioniert kehrte die Verlagsleiterin, die bei der Münchner Verlagsgruppe Droemer Knaur für die belletristischen Programme zuständig war, nach Deutschland zurück. „Ich hatte einen wirklich großartigen Job und fand die Aufgabe immer sehr inspirierend“, betont die heute 52-Jährige. „Aber trotz der absehbaren Krise ging alles weiter wie gehabt.“ Im Jahr darauf hatte Beate Kuckertz genug von der Scheuklappen-Mentalität ihrer Branche. Nach zwölf Jahren kündigte sie ihre Stelle bei der Unternehmensgruppe. Ohne einen Plan B in der Tasche zu haben.

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Kreativ im Quartier

„Mit dem fertig gemalten Bild hört die Kunst nicht auf“

Jürgen Enninger, Leiter des städtischen Kompetenzteams Kultur- und Kreativwirtschaft in München

Was haben Architekten, Designer, Spiele-Entwickler, Musiker, Autoren, Maler, Werbeleute oder Filmemacher gemeinsam? Sie alle arbeiten in schöpferischen Berufen, meistens aus einem tiefen inneren Antrieb heraus, und schauen dabei nicht groß auf die Uhr. Leben und arbeiten lassen sich oft gar nicht so trennen – man tut das, was man tut, ja schließlich gerne! In der öffentlichen Verwaltung werden diese Berufsgruppen unter dem etwas sperrigen Begriff der „Kultur- und Kreativwirtschaft“ subsumiert. Was sehr schön zum Ausdruck bringt, dass Kulturschaffende in ihrer Gesamtheit durchaus nennenswert zum Bruttosozialprodukt beitragen. Immerhin handelt es sich um den drittgrößten Wirtschaftszeig in Deutschland, direkt nach der Automobil- und Chemieindustrie. Schade nur, dass die einzelnen Künstler und Kreativen von ihrer Arbeit kaum leben können. Buchhaltung, Preisverhandlungen und Marketing gehören in der Regel nicht zu den Kernkompetenzen freischaffender Künstler. Weiterlesen