notenPunkt

24 kleine Läden – Ladentürchen Nr. 15

Heinz Lebermann verkauft Noten. „Wir sind eine aussterbende Art“, sagt er, und lächelt freundlich. Seit fast 30 Jahren ist der notenPunkt in Haidhausen eine feste Adresse für Musikerinnen und Musiker, auch große Münchner Orchester bestellen ihre Partituren in der Lothringer Straße. „Als wir einzogen, reihte sich hier noch ein kleiner Laden an den anderen“, erzählt der Musikalienhändler, und zeigt auf die andere Straßenseite. Jede Schraube, die er für seine Regale brauchte, konnte er damals noch einzeln direkt gegenüber kaufen. Die hellen Holzregale sind noch da, die Geschäfte nicht.

Übersichtlich nach Instrumenten sortiert, stehen Notenhefte mit Etüden, Sonaten, Kammermusik oder Lehrwerke in den offenen Regalen an der Wand. Das Repertoire deckt alle Epochen und Stilrichtungen ab, bis hin zu Rock, Pop, Jazz und Schlager. Was den Handel speziell mit Noten so schwierig macht: Das Geschäft verlagert sich immer stärker ins Netz. Viele Noten lassen sich einfach downloaden, manche sogar kostenlos. „Große Musikverlage verkaufen inzwischen selbst“, so Lebermann. „Die Marge für Einzelhändler wird deshalb immer kleiner.“

Auch der notenPunkt kommt ohne einen Onlineshop nicht mehr aus. Für den Umsatz ist das digitale Geschäft wichtig, zugleich schafft es neue Probleme. Selbst ausgefallene Werke, die Lebermann zukaufen muss, werden häufig wieder zurückgeschickt – das Rückgaberecht im Onlinehandel macht es ohne weiteres möglich. Für den kleinen Laden hat das unangenehme Folgen, denn so wird das Lager immer größer.

Musikalische Hochsaison

Notenhändler Heinz Lebermann macht dennoch einen zufriedenen Eindruck. Weihnachtlich illustrierte Liederhefte für Violine, Klavier oder Gitarre sind bereits seit November direkt im Eingangsbereich aufgereiht, in der Vorweihnachtszeit haben Chöre und Orchester Hochsaison. Eine Bratschistin holt Konzertnoten ab und zeigt auf ihre Wollmütze, die sie gerade erstanden hat: „Ist sie nicht zu rosa?“ Ein Musikpädagoge packt für seine Jugendlichen einen ganzen Stapel in den Rucksack und bestellt auch gleich Noten für seine Frau. „Soll ich sie schicken?“, fragt Lebermann. „Das kostet nichts.“  „Ach ne, lass mal. Ich glaube, sie kommt ganz gerne selbst vorbei.“

 

Bilder: Gunda Achterhold

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