Auf den Spuren von “Kuli”

Mein erster investigativer Einsatz in Rheine

Maracuja-Saft und Bahlsen-Kekse. Das stand immer auf dem Tisch, wenn wir bei unserer Oma Fernsehen guckten. Peter Frankenfeld, Hans Rosenthal und Hans-Joachim Kulenkampff – das waren die Helden dieser Zeit, die durch die großen Samstagsabend-Shows führten oder bei „Dalli Dalli“ begeistert an die Decke sprangen. „Kuli“ war mehr so der joviale Typ. Ich kannte ihn schon immer. Das muss man wissen, um zu ermessen was es hieß, als ich nach Rheine geschickt wurde, um über ihn zu schreiben.

Rheine. Das war mein Revier. Unter Einsatz großer Hartnäckigkeit, die an Penetranz grenzte, hatte ich es nach dem Studium ins Feuilleton der Münsterschen Zeitung geschafft. Die Hälfte der Woche kellnerte ich, um mir den Job als freie Journalistin leisten zu können. Aber immerhin: Ich schrieb für den Kulturteil. Und nun: Hans-Joachim Kulenkampff, als Anwalt der kleinen Leute im Metropol-Theater in Rheine. Meine Freundin Dagmar, fast gleicher Jahrgang, völlig begeistert von meinem Auftrag, legte die Latte gleich mal ein Stückchen höher: „Du musst ihn sprechen, du brauchst ein Interview mit ihm!“

Es war das Jahr 1988. Es gab noch kein Internet, kein Handy. Aber es gab Telefon. Auch Agenturen, die Prominente vertraten und Termine absprachen. Insofern ist es mir heute völlig verschlossen, was mich dazu trieb, am Nachmittag der Aufführung um das Metropol-Theater zu schleichen, in der Hoffnung, Kulenkampff auf dem Weg ins Theater irgendwie abfangen zu können.

Was könnte noch erstaunlicher sein?

Er kam mir tatsächlich entgegen, in Begleitung und sehr gut gelaunt. Und wunderte sich kein bisschen, als ich mich vor ihm aufbaute. Freundlich lächelte er mich an und lud mich ein, in der Pause zu ihm in die Garderobe zu kommen. Das Angebot ging schwer nach hinten los. Von der gesamten ersten Hälfte der Aufführung bekam ich nichts mehr mit. In Gedanken suchte ich schon den Weg hinter die Bühne. Wieder und wieder gingen mir die Fragen durch den Kopf, die ich ihm stellen wollte. Und mir zitterten die Hände.

Autogramm für den Feuerwehrmann

Was komplett unnötig war. Selten habe ich einen so sympathischen Menschen kennengelernt. Und sowas von relaxt, selbst in der Pause. Joachim Kulenkampff, der damals an die 70 war, hatte schließlich noch eine Halbzeit vor sich. Wir sprachen, die Stimmung war bestens. Dann klopfte es, der Feuerwehrmann schaute um die Ecke und bat, ein bisschen verlegen, um ein Autogramm. „Kuli“ winkte ihn sofort herein und beugte sich mit großer Selbstverständlichkeit über das Programmheft, das ihm gereicht wurde. Er schrieb eine Widmung hinein, plauderte mit dem Mann noch ein bisschen und dankte ihm für den wichtigen Job, den er für das Theater machte. Eine kleine große Szene, die sich mir eingeprägt hat.

Sie wurde Teil meines Beitrags und gab dem Ganzen – danke, Dagmar – eine persönliche Note.

Es war mein letzter Termin in Rheine. Fortan durfte ich über das Kulturleben in Münster schreiben. Es ging aufwärts!

Rheine_Ortsausgang

P.S. Weitere zehn Jahre später betrat ich zum ersten Mal die heiligen Hallen am Münchner Promenadeplatz – zu meinem ersten „richtigen“ Promi-Interview im Bayerischen Hof. Eigentlich klasse. Meinem Gesprächspartner Klaus Löwitsch eilte allerdings der Ruf voraus, mit „Fernsehheinis“ nicht gerade zimperlich umzuspringen. Und dann verließ auch noch die PR-Frau den Raum und verabschiedete sich freundlich in den Feierabend. Das war der Moment, in dem mir ein bisschen mulmig wurde.

Mehr dazu beim nächsten Mal!

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