Schlagwort-Archiv: Journalistin

Meine erste Ausgrabung im Orient

Luise Loges, Altorientalistin, Archäologin und Journalistin

Inmitten einer weiten Landschaft aus Sand erhebt sich der Tell Halaf. Die Grabungsstätte liegt im Nordosten Syriens und gehört zu den berühmtesten Ruinenhügeln des Nahen Ostens. Vor sieben Jahren kam ich als Studentin nach Syrien, um an einem Ausgrabungsprojekt mitzuarbeiten. Vom Flughafen in Aleppo aus fuhren wir mit dem Bus vier Stunden durch die Wüste, bis wir unser Ziel erreichten. Der Hügel mit den Überresten einer Zitadelle ist von weither zu sehen, umgeben von flachem Land mit vielen kleinen, sehr unscheinbaren Orten. Niemals hätte ich gedacht, dass ich die Straßen, die ich damals Tag für Tag überquert habe, jemals in den Abendnachrichten der „Tagesthemen“ sehen würde.

Wo wir uns im heißen Sommer 2008 mehrmals täglich Wassereis im kleinen Laden von Michel holten oder im Sandsturm hockten und aus dem ersten Grabungstagebuch von 1912 lasen, ist heute Kriegsgebiet. Häufig bin ich fassungslos, wenn ich die Nachrichten verfolge. Syrien, Irak – diese Länder waren für mich die Wiege der Zivilisation und hatten mein Interesse an der Archäologie überhaupt erst geweckt. Das Praktikum war meine erste Reise in den Orient und ich war geschockt, wie bettelarm die Menschen außerhalb der größeren Städte wie Damaskus oder Aleppo waren. Damit hatte ich nicht gerechnet. Es gab durchaus auch unangenehme Begegnungen, aber wir lernten viele Leute kennen, die einfach nur toll waren und uns sehr freundlich aufnahmen. In dem Projekt arbeiteten wir mit Einheimischen zusammen, das war oft sehr lustig. Sie konnten kein Englisch, wir nur wenig Arabisch, aber wir haben uns immer irgendwie verständigen können! Das Land, das ich kennengelernt habe, gibt es heute nicht mehr. Über die Straße, auf der ich einer Familie beim Schächten eines Schafes zusah, rollen heute die Panzer. Und um die Prinzessin, die wir damals in einem mehr als 3000 Jahre alten Grab gefunden hatten, kümmert sich heute niemand mehr.

Syrien_Gouverneurspalast

Der assyrische Gouverneurspalast von Tell Halaf. Dort soll jetzt ein Artillerieabwehrgeschütz stehen.

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Auf den Spuren von “Kuli”

Mein erster investigativer Einsatz in Rheine

Maracuja-Saft und Bahlsen-Kekse. Das stand immer auf dem Tisch, wenn wir bei unserer Oma Fernsehen guckten. Peter Frankenfeld, Hans Rosenthal und Hans-Joachim Kulenkampff – das waren die Helden dieser Zeit, die durch die großen Samstagsabend-Shows führten oder bei „Dalli Dalli“ begeistert an die Decke sprangen. „Kuli“ war mehr so der joviale Typ. Ich kannte ihn schon immer. Das muss man wissen, um zu ermessen was es hieß, als ich nach Rheine geschickt wurde, um über ihn zu schreiben.

Rheine. Das war mein Revier. Unter Einsatz großer Hartnäckigkeit, die an Penetranz grenzte, hatte ich es nach dem Studium ins Feuilleton der Münsterschen Zeitung geschafft. Die Hälfte der Woche kellnerte ich, um mir den Job als freie Journalistin leisten zu können. Aber immerhin: Ich schrieb für den Kulturteil. Und nun: Hans-Joachim Kulenkampff, als Anwalt der kleinen Leute im Metropol-Theater in Rheine. Meine Freundin Dagmar, fast gleicher Jahrgang, völlig begeistert von meinem Auftrag, legte die Latte gleich mal ein Stückchen höher: „Du musst ihn sprechen, du brauchst ein Interview mit ihm!“

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Mein erster Termin als Journalistin

Gunda Achterhold, Theaterwissenschaftlerin und Journalistin

Zufällig bin ich auf den Blog Mein erster Termin gestoßen, auf dem der Journalist Markus Kater Kollegen dazu einlädt, sich an ihren ersten Termin zu erinnern. Eine schöne Idee. Und weil es so gut zu meiner eigenen Rubrik passt, in der ich andere über Das erste Mal berichten lasse, lege ich zur Abwechslung einfach mal selber los. Okay, nicht mit meinem ersten Termin. Das wäre ein sehr kurzer Text, auch wenn mir dieser Tag im August 1983, als ein „Blumenstudio in der Beckumer City“ eröffnete, sofort wieder vor Augen steht. Ich hatte den stolzen Besitzer des neuen Blumenladens nicht nach seinem Vornamen gefragt und wurde vom Lokalredakteur der “Glocke“ gleich wieder mit meinem Blöckchen zurückgeschickt. Sehr peinlich. Aber eine wichtige Lehre. Ich habe nie wieder vergessen, die Basics abzufragen. Das war definitiv prägend.

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