Schlagwort-Archiv: Berufseinstieg

Verlegerin mit Sinn fürs eBook

“Als Unternehmerin kann ich meine eigenen Regeln aufstellen”

Beate Kuckertz, Gründerin des dotbooks Verlags

New York, im Juni 2009. Beate Kuckertz trifft eine Literaturagentin in New York, als der legendäre Virgin Megastore die letzten noch verbliebenen Platten und das Mobiliar verramscht. Das Aus für den letzten großen Musikladen in ganz Manhattan trifft die Besucherin aus Deutschland ins Mark. „Die dramatischen Veränderungen auf dem Musikmarkt zeichneten sich damals schon länger ab“, stellt sie rückblickend fest. „Diese Schließung war dennoch ein einschneidendes Erlebnis für mich – und ein Vorbote dessen, was auch auf die Buchbranche zukommen würde.“ Desillusioniert kehrte die Verlagsleiterin, die bei der Münchner Verlagsgruppe Droemer Knaur für die belletristischen Programme zuständig war, nach Deutschland zurück. „Ich hatte einen wirklich großartigen Job und fand die Aufgabe immer sehr inspirierend“, betont die heute 52-Jährige. „Aber trotz der absehbaren Krise ging alles weiter wie gehabt.“ Im Jahr darauf hatte Beate Kuckertz genug von der Scheuklappen-Mentalität ihrer Branche. Nach zwölf Jahren kündigte sie ihre Stelle bei der Unternehmensgruppe. Ohne einen Plan B in der Tasche zu haben.

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Auf den Spuren von “Kuli”

Mein erster investigativer Einsatz in Rheine

Maracuja-Saft und Bahlsen-Kekse. Das stand immer auf dem Tisch, wenn wir bei unserer Oma Fernsehen guckten. Peter Frankenfeld, Hans Rosenthal und Hans-Joachim Kulenkampff – das waren die Helden dieser Zeit, die durch die großen Samstagsabend-Shows führten oder bei „Dalli Dalli“ begeistert an die Decke sprangen. „Kuli“ war mehr so der joviale Typ. Ich kannte ihn schon immer. Das muss man wissen, um zu ermessen was es hieß, als ich nach Rheine geschickt wurde, um über ihn zu schreiben.

Rheine. Das war mein Revier. Unter Einsatz großer Hartnäckigkeit, die an Penetranz grenzte, hatte ich es nach dem Studium ins Feuilleton der Münsterschen Zeitung geschafft. Die Hälfte der Woche kellnerte ich, um mir den Job als freie Journalistin leisten zu können. Aber immerhin: Ich schrieb für den Kulturteil. Und nun: Hans-Joachim Kulenkampff, als Anwalt der kleinen Leute im Metropol-Theater in Rheine. Meine Freundin Dagmar, fast gleicher Jahrgang, völlig begeistert von meinem Auftrag, legte die Latte gleich mal ein Stückchen höher: „Du musst ihn sprechen, du brauchst ein Interview mit ihm!“

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Mein erster Termin als Journalistin

Gunda Achterhold, Theaterwissenschaftlerin und Journalistin

Zufällig bin ich auf den Blog Mein erster Termin gestoßen, auf dem der Journalist Markus Kater Kollegen dazu einlädt, sich an ihren ersten Termin zu erinnern. Eine schöne Idee. Und weil es so gut zu meiner eigenen Rubrik passt, in der ich andere über Das erste Mal berichten lasse, lege ich zur Abwechslung einfach mal selber los. Okay, nicht mit meinem ersten Termin. Das wäre ein sehr kurzer Text, auch wenn mir dieser Tag im August 1983, als ein „Blumenstudio in der Beckumer City“ eröffnete, sofort wieder vor Augen steht. Ich hatte den stolzen Besitzer des neuen Blumenladens nicht nach seinem Vornamen gefragt und wurde vom Lokalredakteur der “Glocke“ gleich wieder mit meinem Blöckchen zurückgeschickt. Sehr peinlich. Aber eine wichtige Lehre. Ich habe nie wieder vergessen, die Basics abzufragen. Das war definitiv prägend.

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Kunst ist mehr als ein Invest

„Ich muss etwas Sinnvolles tun“

Eva Mueller, Kunstberaterin

Was hat eine Expertin, die Unternehmen bei der Auswahl von Kunst berät, eigentlich an den eigenen Wänden hängen? Ganz ehrlich, ich habe gar nicht darauf geachtet. Es war dieser Gesamteindruck aus Farben (wow, eine goldene Wand im Flur!), Formen und Licht, der mich bei meinen Besuchen jedes Mal völlig eingenommen und fasziniert hat. Ich kenne das Häuschen in Grünwald, in dem Eva Mueller lebt und die Aktivitäten ihrer Kunstberatung organisiert, schon seit einigen Jahren. An einem Abend Anfang 2009 rutschten wir Netzwerkerinnen aus dem Münchner Wirtschaftsforum zwischen Kunstbänden, Frachtpapieren und Fotos in ihrem Arbeitszimmer zusammen und hörten wie gebannt zu, was Eva Mueller von ihrem Kunstprojekt in Amman berichtete. Über den Kontakt zu einer jordanischen Journalistin hatte sie eine Ausstellung konzipiert, die wenige Wochen zuvor in der renommierten Jordan National Gallery gezeigt worden war. Noch im letzten Moment drohte das extrem aufwendige Projekt, das Werke von Künstlerinnen und Künstlern aus arabischen und europäischen Ländern zusammenbrachte, zu scheitern. Weiterlesen