Liebe bis zum letzten Stich
Allein der Name klang schon so liebenswürdig: Frau Kathl. Mit einem winzigen roten Herzchen im Logo. Entdeckt hatte ich ihre Taschen bei Karusa, dem Laden für Handgemachtes und Besonderes in der Humboldtstraße. Locker lässige Bags, coole Straps, alles mit Liebe zum Detail. Ein paar Tage später stehe ich in einem kleinen Atelier im Westend vor ihr – fester Händedruck, fröhlich blitzende Augen – und schaue Frau Kathl beim Schneidern zu.
Mit Schwung wuchtet sie einen Ballen Stoff auf den Schneidetisch – Leo-Print, passend zum Scrunchie in ihrem leuchtend roten Haar. Türstopper drauf, damit nichts verrutscht. Schnittmuster sauber an die Kante gelegt, und schon schneidet sie energisch einmal drumherum. Kathrin Hagengruber, die sich lieber Kathl nennt, hat sich auf Taschen spezialisiert. Ihre Shopper, Bumbags und Rucksacktaschen hängen locker drapiert an einer Schneiderpuppe. Die stammt noch von ihrer Vorgängerin im Studio 81, einer Modedesignerin.
Aus einer Minibox auf dem Tisch höre ich die Stimme von Sven Regener, vom Fenster zum Hinterhof fällt Winterlicht in den Raum. An einer Pinnwand über der Nähmaschine hängen Kinderbilder, der Verkehr in der Schwanthalerstraße scheint meilenweit weg zu sein. Weiterlesen