Kategorie-Archiv: Corona

„Die Rose öffnet das Herz“

Mit viel Elan war ich in dieses Jahr gestartet, auf der Suche nach Menschen, denen ihr Beruf mehr als Maloche bedeutet – und das in komplett unplanbaren Zeiten. Dann kam das Leben dazwischen und viel Arbeit, ganz andere Themen wie  Nachhaltigkeit oder Hochschulkooperationen im Nahen Osten nahmen mich in Beschlag.

Inzwischen ist Theos Laden längst schon wieder weihnachtlich dekoriert, die Wiede-Fabrik musste auch diese Winterausstellung schweren Herzens absagen. Aber im Lichtenberg geht’s wieder aufwärts!

Besuch in der Herzen-Werkstatt

Nun lege ich doch nochmal los, zum Ende dieses zweiten Corona-Jahres, die Begegnung gestern war einfach zu wunderbar! Auf der Suche nach einem besonderen Geschenk war ich ins Atelier von Eva März gelangt und bewunderte ihre Rosenherzen. Diese kleinen Prachtexemplare aus Brokat und Seide duften herrlich – wer seit 1982 jemals über den Schwabinger Weihnachtsmarkt schlenderte, hat sicher schon einmal daran gerochen.

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“Das halten wir durch!”

Im Sommer 2018, als Corona noch ein Bier war, verbrachten Tamás Micsutka und Kitti Angyal viel Zeit alleine auf ihrer schönen Außenterrasse und verstanden die Welt nicht mehr. Nach vielen Jahren Fernbeziehung war das Paar frisch verheiratet, die beiden hatten ihr Erspartes in die Hand genommen und sich einen Traum erfüllt: ein eigenes Lokal, idyllisch gelegen bei Mittenwald. Mit viel Liebe richteten sie es ein und fühlten sich am Ziel. Die schöne Gegend ist als Ausflugsziel sehr beliebt, fröhlich winkend kamen täglich viele Fahrradfahrer vorbei – und fuhren weiter. „Manchmal hatten wir nur dreißig Gäste, kaum jemand blieb zum Essen“, erzählt Tamás, der 2012 als Koch aus Ungarn nach Deutschland gekommen war. „Das war echt hart.“ Tag für Tag stand er in der Küche und bereitete Speisen vor, die nicht geordert wurden. „Wir lagen etwas zu abseits der Stadt, für eine Zwischenmahlzeit dann aber auch wieder zu nah.“

Ein Anruf aus München brachte die Wende. Mitte 2019 übernahmen die jungen Wirtsleute das Herr Lichtenberg, eine gut gehende Cantineria auf dem Garchinger Campus der Technischen Universität. Schon nach wenigen Monaten hatte sich alles erfreulich eingespielt. „Im März war ein Zeitpunkt erreicht, wo wir wieder planen und ernsthaft an ein Kind denken konnten“, so Kitti. Zur Entlastung stellten sie einen zusätzlichen Koch ein.

Dann kam Corona. Und der erste Lockdown legte auch das Leben auf dem Hochschulcampus komplett still. Weiterlesen

Kunst per Videocall

Der Blick wandert durch den Raum. Zwischen den an der Decke aufgehängten Schmuckvitrinen lassen sich die, mit geschlossenen Augen tief in sich versunkenen, Gesichter der „Visionäre“ entdecken. Im Foyer empfängt eine Frauenfigur in knallrotem Jackett die virtuelle Besucherin mit aufforderndem Blick. Ob Menschen, Katzen oder Raben: Schicht für Schicht trägt die Malerin Claudia Grögler Farben auf, plastisch erscheinen die übergroßen Gesichter. Selbst auf dem Smartphone wirkt ihre Malerei intensiv.

Endlich wieder aktiv werden können: Bilder zusammenstellen, Plakate aufhängen, Werbung machen. „Es tut so gut!“, sagt Claudia Grögler. Und es war an der Zeit. In der Galerie Scheytt zeigt die Künstlerin neue Bilder, in bester Schwabinger Lage. Einige ihrer großformatigen, farbgesättigten Gemälde lassen sich direkt durchs Schaufenster erblicken. Wer mehr sehen will, lässt sich von Brigitte Scheytt per Videocall durch die anderen Räume ihrer Schmuckgalerie geleiten. In diesen an Kultur armen Zeiten ist so ein digitaler Spaziergang wie ein Ausflug in eine andere Welt. Weiterlesen

“Ich geh zu Theo”

Das Windspiel über der Tür kündigt jeden Kunden mit hellem Gebimmel an – dabei braucht es das eigentlich nicht. Wer den kleinen Laden in der Wirtsbreite betritt, steht mit einem Schritt direkt vor der Theke und wird von Theo Halvatzis oder seiner Frau Olga mit einem herzlichen Lächeln begrüßt.

Ja, man kann hier einkaufen. Die Würstel sind gut, die Brezn frisch und der Fleischsalat genießt im Viertel Kultstatus. Aber an diesem Ort geht es um viel mehr: Der kleine Laden ist das Herz und die Seele der Siedlung am Kieferngarten – Fußballfans kennen die Gegend vielleicht von Besuchen in der Allianz Arena. Wer zu Theo und Olga kommt, wird immer freundlich empfangen und findet jemanden zum Reden. Nicht nur für die Älteren ist das an trüben Tagen ein Segen, auch die Jüngeren fühlen sich magisch angezogen von Gelbwurst und Gummischlangen. Generationen von Kindern standen schon aufgeregt und mit einem größeren Geldstück in der klebrigen Faust vor den beiden und kauften zum allerersten Mal in ihrem Leben alleine Semmeln (meine auch).  Inzwischen sind es schon die Kinder der Kinder, denen Olga zerknüllte Einkaufszettel aus der Hand nimmt.

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Corona – werden wir mutiger?

Mehr als Maloche – über den Titel meines Blogs denke ich gerade noch einmal ganz neu nach. In meinen Geschichten geht es um Menschen, denen die Arbeit mehr bedeutet als reines Geldverdienen. Die nicht immer den geraden Weg gehen, ihren Interessen folgen und dabei oft Courage zeigen.

Corona hat eine Bremse reingehauen und das Arbeitsleben für viele von uns fundamental verändert. Morgens ins Büro fahren, mit anderen zur Kantine laufen oder im Orchester proben, sich „in echt“ im Team treffen und Ideen sammeln, oder auf dem Flur einfach so ins Gespräch kommen – was vor einem Jahr noch alltäglich erschien, mutet inzwischen wie eine am Horizont flimmernde Fata Morgana an. Was macht das mit uns?

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