Schlagwort-Archiv: Weihnachten

abgefüllt & unverpackt

24 kleine Läden – Ladentürchen Nr. 24

Mit guten Vorsätzen ist es ja so eine Sache. Meistens sind sie schnell wieder passé. Im neuen Jahr weniger Plastik zu verbrauchen, das könnte allerdings ein guter Plan sein. Im Alltag oft schwierig umzusetzen? Ja, das finde ich auch. Heidi Triska hätte da zumindest mal ein paar Ideen, wie es gehen könnte. In ihrem kleinen Laden abgefüllt & unverpackt bietet sie Produkte an, die weitgehend ohne Plastik auskommen.

Der Name ist Programm. In den offenen Regalen stehen flüssige Putz- und Spülmittel in großen Kanistern. Ein Kunde lässt sich gerade  seine Vorräte wieder auffüllen, die Behälter hat er mitgebracht. Die Produkte werden ohne Tenside hergestellt und belasten das Grundwasser nicht. In der Luft liegt ein feiner, frischer Duft. Weiterlesen

Schachinger Künstlerbedarf

24 kleine Läden – Ladentürchen Nr. 20

Stolz recken sich die Löwen empor, im Wappen der Königlich Bayerischen Hoflieferanten. Wer es auf den Rundbogenfenstern entdeckt, erkennt sofort: Hier ist jemand schon lange im Geschäft. Seit 1877 belieferte Fritz Schachinger die Münchner Kunstszene und eben auch das Königshaus mit allem, was sie zum Malen und Zeichnen brauchten. „Der“ Schachinger zählt zu den alteingesessenen Traditionsunternehmen der Stadt.

Bis heute ist die Familie mittendrin, seit 1994 führt Karin Schachinger die Firma. Wenn viel los ist, steht auch sie mit im Laden. „Ich bin mit all dem hier aufgewachsen“, sagt sie, und schaut sich um. Das Parkett, der lange Verkaufstresen, die vielen Fächer und Schubladen, in denen Papiere, Farben und Pinsel eingeordnet sind. „Schaut mal, so sahen früher Läden aus“, hört Karin Schachinger Eltern manchmal mit ihren Kindern sprechen. Sie lacht. „Stimmt ja auch. Wo gibt es so etwas schon noch?“ Weiterlesen

notenPunkt

24 kleine Läden – Ladentürchen Nr. 15

Heinz Lebermann verkauft Noten. „Wir sind eine aussterbende Art“, sagt er, und lächelt freundlich. Seit fast 30 Jahren ist der notenPunkt in Haidhausen eine feste Adresse für Musikerinnen und Musiker, auch große Münchner Orchester bestellen ihre Partituren in der Lothringer Straße. „Als wir einzogen, reihte sich hier noch ein kleiner Laden an den anderen“, erzählt der Musikalienhändler, und zeigt auf die andere Straßenseite. Jede Schraube, die er für seine Regale brauchte, konnte er damals noch einzeln direkt gegenüber kaufen. Die hellen Holzregale sind noch da, die Geschäfte nicht.

Übersichtlich nach Instrumenten sortiert, stehen Notenhefte mit Etüden, Sonaten, Kammermusik oder Lehrwerke in den offenen Regalen an der Wand. Das Repertoire deckt alle Epochen und Stilrichtungen ab, bis hin zu Rock, Pop, Jazz und Schlager. Was den Handel speziell mit Noten so schwierig macht: Das Geschäft verlagert sich immer stärker ins Netz. Viele Noten lassen sich einfach downloaden, manche sogar kostenlos. „Große Musikverlage verkaufen inzwischen selbst“, so Lebermann. „Die Marge für Einzelhändler wird deshalb immer kleiner.“ Weiterlesen

Bazar Cuisine

24 kleine Läden – Ladentürchen Nr. 14

Haidhausen ist auch als “Franzosenviertel bekannt”. Viele Straßen und Plätze sind nach Schlachten des deutsch-französischen Krieges 1870/71 benannt – Sedan, Orleans, Bordeaux und eben Balan. Harry Bischof ist den westeuropäischen Nachbarn definitiv wohl gesonnen, sein Bazar Cuisine ist eine einzige Liebeserklärung an die französische Küche.

Im deutsch-französisch geprägten Baden-Baden aufgewachsen, wurde er Foodfotograf. Aus Liebe zum Kochen. In München eröffnete er sein Studio „L‘ Eveque“, und gleich daneben sein Geschäft. „Ich hatte eine gute Crew und wollte meine Mitarbeiter behalten“, erzählt Bischof. „Wenn zwischendurch mal weniger zu tun war, zeichneten sie eben Ware aus.“ Bis der nächste Auftrag kam.

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Sapino

24 kleine Läden – Ladentürchen Nr. 13

Margareta Tannenbaum ist Sporttherapeutin und verkauft Spielzeug. Wenn man ihren Laden in der Balanstraße betritt, eröffnet sich auf wenigen Quadratmetern ein fröhlich buntes Kinderparadies. Rechts führen ein paar kleine Stufen hoch in einen Nebenraum mit Matten und Sitzball. Hier bietet die zertifizierte Rückenschullehrerin Behandlungen an – Pilates, Massage oder auch Rückbildungskurse für Mütter.

Das Sapino gibt es schon seit einem halben Jahrhundert. Gegründet wurde der Laden als Holzspielwarenfachgeschäft von einem Ehepaar, er war Schreiner. Bis heute hat Margareta Tannenbaum viele Spielsachen aus Holz im Sortiment. Seit 16 Jahren steht sie hier in Haidhausen hinter der Theke, umgeben von Spielzeugautos, Memory und Krümelmonstern. Weiterlesen

Buch & Café Lentner

24 kleine Läden – Ladentürchen Nr. 12

Schon etwas gestresst vom Weihnachtseinkauf? Dann könnte die Balanstraße eine gute Möglichkeit sein, um die Suche nach Geschenken mit dem Angenehmen zu verbinden. Ja, ganz genau: die Balanstraße. Auch für mich war sie lange vor allem eine Verkehrsachse. Bis ich auf dem Weg vom Isarhochufer nach Haidhausen unversehens in der Buchhandlung Lentner landete.

Buchläden ziehen mich immer an. Dieser Besuch war für mich allerdings wirklich ein Ereignis. Jazzmusik im Hintergrund, der Duft von frischem Kaffee und ausgesuchte Rotweine, auf Treppenstufen und neben Belletristik – dem Himmel fühlte ich mich ganz nah. Weiterlesen

Wohnpalette

24 kleine Läden – Ladentürchen Nr. 3

Die Kündigung war ein Schock, aber am Ende hat sich doch alles gefügt. Seit 1980 verkaufte Ingrid Dellner „Lampen und mehr“ in ihrem kleinen Laden in der Fraunhoferstraße. Schon als Studentin stieg ich regelmäßig die Stufen zur Wohnpalette hoch, um Karten oder kleine Geschenke zu kaufen. Unzählige Lampen im typischen Nostalgie-Look der 80er-Jahre hingen dort unter der Decke. Einige haben es bis in die Reichenbachstraße geschafft.

Hier hat sich Anna Bosch in der neuen Wohnpalette ihr eigenes Reich geschaffen. Schon als Schülerin arbeitete sie im Laden ihrer Mutter mit. „Für mich war immer klar, dass ich weitermache, wenn sie in Rente geht“, erzählt die heute 35-Jährige. Mit dem Verkauf des Hauses und der Kündigung im Frühjahr 2020 war der Traum dahin. Dann entdeckte sie plötzlich das Angebot in der Reichenbachstraße. Mitten in der Corona-Zeit ein Ladenlokal übernehmen? „Das hat sich niemand getraut“, sagt Anna Bosch. „Es war die Gelegenheit, in dieser Lage.“ Mutig ergriff sie die Chance.

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RolyPoly

24 kleine Läden – Ladentürchen Nr. 2

Das Glockenbachviertel kenne ich gut, elf Jahre lang stand mein Schreibtisch in einem Journalistenbüro in der Jahnstraße. Auf meinem Weg dorthin kam ich jeden Morgen an einem kleinen Laden in der Klenzestraße vorbei. In den Fenstern: Entzückende Textilien für Kinder. Meine Töchter waren da schon Teenager, sonst hätte ich mich vermutlich sehr häufig kaum bremsen können. Inzwischen ist Gesa Götting umgezogen, mit ihrem Laden-Atelier RolyPoly spricht sie jetzt vor allem Erwachsene mit Faible für besondere Stoffe und Schnitte an.

Rein zufällig kam ich vor einem Jahr an dem noch neuen Ladenlokal in der Fraunhoferstraße vorbei – dekorative Sitzkissen vorm, traumschöne Deko im Fenster zogen meinen Blick an. Leuchtende Farben, glitzernde Borten, Kleider und Taschen in allen möglichen Größen und Formen sind ein echter Hingucker.

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siebenmachen

24 kleine Läden – Ladentürchen Nr.1

Mit Sabine Puchner fing im Grunde alles an. Auf dem Märchenbazar hatte ich 2019 ihre wunderbaren Holzpostkarten entdeckt. Auf dünnes Pappelholz appliziert die Künstlerin ihre außergewöhnlichen Fotomotive, die sie auf der Straße entdeckt. Graffitis, Straßenpflaster, Fliesen aus Lissabon oder andere „zufällige Arrangements des Moments“, wie sie selbst ihre Fundstücke nennt. Jeder ihrer Hocker, Schemel, und Holzschachteln, die sie auf Flohmärkten findet, ist ein Unikat. Von ihr selbst restauriert und mithilfe von Transfertechnik mit Acryl bedruckt. Sogar die Tapete ihres eigenen Kinderzimmers, die beim Renovieren wieder zum Vorschein kam, hat die leidenschaftliche Fotografin und Handwerkerin bereits verwertet.

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24 kleine Läden

Schön einkaufen – ab morgen geht’s los!

Kleine Läden sind das Herz und die Seele einer Stadt. Mit ihren liebevoll und individuell zusammengestellten Sortimenten, in denen sich herrlich stöbern lässt, beleben sie jedes Viertel. Und doch lässt sich an jeder Straßenecke beobachten, wie schwer sie es haben: Leere Ladenlokale, wohin man schaut.

Deshalb dreht sich hier auf Mehr als Maloche in der Vorweihnachtszeit alles ums “schöne” Einkaufen: Vom 1. Dezember bis zum Heiligabend stelle ich jeden Tag einen kleinen Laden vor, der irgendwie besonders ist.

Viele dieser Geschäfte kenne ich als Kundin schon seit Jahren, manche lagen auf meinem Weg, andere entdeckte ich in den letzten Wochen durch puren Zufall. Was ich bei meiner Recherche in Münchner Vierteln gerade besonders genieße: Ich lerne so viel Neues kennen! Denn hinter jedem kleinen Laden steckt eine Geschichte.

Jenseits von 08/15

Klar, die angeblich so „stade“ Zeit ist für die meisten vor allem hektisch und voller Termine. Es kann sehr verführerisch sein, Geschenke online zu bestellen, um Wege zu sparen und dem Trubel zu entgehen. Und viele Adressen hat man vielleicht gar nicht so auf dem Schirm. Dabei kann ein Einkauf so viel mehr sein als ein Klick auf den Bestell-Button – gerade jetzt, in der Vorweihnachtszeit.

Der Plan für dieses Projekt reifte schon länger. Im ersten Corona-Advent, mit Masken und Lockdowns, fing ich an zu recherchieren und kaufte meine Geschenke direkt über die Macherinnen und Macher oder bei inhabergeführten Läden. Dabei bin ich geblieben, und fand immer mehr Spaß daran.

In diesem Sinne wünsche ich allen einen schönen Advent – und viele nette Einkaufserlebnisse beim Stöbern und Entdecken!

 

Bilder: Gunda Achterhold