Laden_Grafik_Kunst

24 kleine Läden – Ladentürchen Nr. 22

Mit einem appetitlichen Stück Müller-Thurgau in der Tasche verlasse ich die Käsemaus in der Schulstraße, wende mich kurz nach rechts und stehe vor einem ausgesprochen blickfangreichen Schaufenster. Wow, das ist ja mal ein tolles Küchenbüffet, denke ich beim Hineinblinzeln durch die Scheibe. Voll der 50er Retro-Style. Was es dort sonst wohl noch gibt… Es sieht interessant aus dadrinnen, aber so richtig einordnen kann ich es nicht.

Mir fällt ein, was ich auf meinen Streifzügen durch kleine Läden häufiger hörte: Nicht selten stehen Menschen vor den Fenstern, schauen interessiert hierhin und dorthin, und gehen dann doch weiter. Als wäre da eine Hemmschwelle, die sie daran hindert, einfach hineinzugehen und sich umzuschauen. Warum eigentlich? Kurzentschlossen drücke ich gegen die Eingangstür – und kann nur sagen: Das war eine richtig gute Idee!

Laden, Büro und Galerie in einem: “Besser geht’s nicht!”

Ein Stuhl wird zurückgeschoben, ich höre Schritte. Und schon kommt mir Barbara Kleiber-Wurm mit einem strahlenden Lächeln aus ihrem Büro entgegen. Im zweiten Corona-Jahr fiel der Grafikdesignerin im Homeoffice die Decke auf den Kopf, sie mietete das Hinterzimmer zum Arbeiten.  Als ihr auch der Laden angeboten wurde, überlegte sie nicht lange. „Das ist jetzt mein Spielplatz“, sagt sie. Ihre Augen funkeln dabei vor Vergnügen.

„Laden_Grafik_Kunst“ – der etwas sperrige Name trifft es ganz gut. Zwischen Vintage-Möbeln vergangener Jahrzehnte finden auch die filigranen Papierobjekte und Zeichnungen der Ladenbesitzerin ihren Platz. Auf die schwarze Langhantel auf dem 70er Sideboard falle ich prompt herein: Sie ist aus Pappmaché und lässt sich mit spielender Leichtigkeit anheben.

Überbleibsel von gelebtem Leben

Ein Potpourri aus filigraner Kunst und Retro-Chic.

Auch zwischenmenschlich findet Barbara Kleiber-Wurm die Kombination aus Büro, Laden und Galerie spannend. „Viele mögen es, hier Sachen zu sehen, die sie aus ihrer Kindheit kennen und fangen an zu erzählen.“ Die meisten Möbel sind Überbleibsel von Haushaltsauflösungen. Die Grafikerin und Künstlerin berichtet von ihrem Besuch in einer schönen alten Münchner Villa, aus der sie am Vormittag einen Puppenwagen holte. „Es geht mir nahe, wenn ich bei solchen Terminen miterlebe, wie ein Leben abgewickelt wird“, sagt sie. „All diese Sachen, an denen Menschen gehangen, auf die sie gespart haben… Und am Ende landet es dann auf dem Müll.“

Seit zwei Jahren sorgt Barbara Kleiber-Wurm nun dafür, dass zumindest einige Stücke davor bewahrt werden und in anderen Räumen ein neues Zuhause finden. Sie richtet sie her, reinigt Korbsessel oder bastelt einem alten Lampenfuß einen neuen Schirm aus Papier. Es ist für sie ein Zeichen der Achtung vor dem gelebten Leben.

 

Bilder: Gunda Achterhold

Ein Gedanke zu „Laden_Grafik_Kunst

  1. Inge Brandl

    Hi liebe Barbara, freue mich schon auf dein strahlendes Lächeln im nächsten Jahr beim Besuch in deinem wunderschönen Laden! Dir wünschen wir schöne Weihnachtstage und einen guten Start ins neue Jahr und grüßen Dich ganz herzlich aus dem hohen Norden Deutschlands, wo wir uns über Weihnachten die steife Brise um die Ohren blasen lassen! Inge & Bernhard

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