Bube & Dame

Hier dreht sich was

Morgen, am vierten Adventsamstag, gibt es wieder Glühwein bei „Bube & Dame“. „Hausgemacht, nach einem Rezept von meiner Mama“, sagt Melanie Deventer. Die Mama spielt in dem kleinen Eckladen in Neuhausen keine ganz unwichtige Rolle. Bei meinem ersten Besuch, an einem sehr trüben Spätnachmittag, schaukelte sie liebevoll das jüngste Enkelkind auf dem Arm. Dessen ältere Schwester sauste derweil im Tüllröckchen durch die engen Gänge. Ein Lachen und Plaudern erfüllte den ganzen Laden. Gefühlt das halbe Viertel hatte sich um die Kassentheke herum versammelt und läutete bei fröhlicher Musik das Wochenende ein. „Wenn sich was dreht, ist das immer gut“, sagt Ladeninhaberin Melanie Deventer. „Ich mag dieses Miteinander und will, dass sich hier jeder wohlfühlt.“ Das scheint ihr zu glücken.

Mittendrin im eigenen Viertel

2008 gründete die Münchnerin ihr eigenes Geschäft für „Klamotten und Deko“, wie sie selber sagt. Als die Miete in der Altstadt unbezahlbar wurde, zog sie mit „Bube & Dame“ in die Wilderich-Lang-Straße um. „Hier wohne ich, hier bin ich aufgewachsen, hier kenne ich so viele tolle Menschen“, erzählt Melanie Deventer.  Seit 2012 ist sie wieder in ihrer „Hood.“

 

Wer sich in ihrem Laden umschaut, merkt schnell: Die „Buben“ sind in der Zwischenzeit aus dem Sortiment gefallen. Leuchtend-fröhliche Farben, viel Muster, Pailletten und Plüsch. Die Jungs haben einfach zu wenig gekauft. „Wir sind jetzt ein Mädelsladen“, sagt Deventer, und lacht. Eigentlich ist sie noch in der Babypause, „soweit das für Selbstständige überhaupt geht“.

Kreativ sein, und immer am Ball bleiben

Für ihre beiden Töchter möchte sie da sein, das ist ihr wichtig. Von ihrer Wohnung aus ist die Chefin schnell im Laden, wenn es drauf ankommt. Das macht vieles leichter. Ansonsten steuert sie ihr Geschäft überwiegend aus dem Backoffice – und über Insta. Päckchenpacken im Laden, die Bluse zum Fest, X-mas-Sale oder Happy Hour, ihre Follower sind immer auf dem Laufenden. „Man muss das schon auch als Hobby machen“, sagt Melanie Deventer, sonst werde es anstrengend. Ihr macht es Spaß, sich immer wieder etwas Neues einfallen zu lassen. In Vor-Insta-Zeiten stellte sie einen alten Röhrenfernseher ohne Innenleben ins Schaufenster und spielte über USB-Stick kleine Filmchen ab.

Bei aller Affinität zum Digitalen: „Der Laden ist für uns viel wichtiger als der Onlineshop“, betont Melanie Deventer. „Corona war für uns zwar sogar eher ein Push, weil wir digital wirklich alles gegeben haben und uns viele im Viertel sehr treu waren. Aber danach waren alle so froh, dass sie wiederkommen konnten – und das ist so geblieben.“ In den frühen Abendstunden erlebe ich ein reges Kommen und Gehen, übrigens auch männlicher Kunden. „Wir haben viele Einzelteile“, sagt Melanie Deventer. Darauf legt sie Wert. „Ich bin immer auf der Suche nach neuen, besonderen Sachen, die es so nicht tausendfach auch woanders gibt.“ Das könnte hinkommen. Mein Fundstück hing direkt hinter der Ladentür.

Zur Kleine Läden-Roadmap geht es hier.

Bilder: Gunda Achterhold (Glühwein: Bube & Dame)

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