Wohnpalette

24 kleine Läden – Ladentürchen Nr. 3

Die Kündigung war ein Schock, aber am Ende hat sich doch alles gefügt. Seit 1980 verkaufte Ingrid Dellner „Lampen und mehr“ in ihrem kleinen Laden in der Fraunhoferstraße. Schon als Studentin stieg ich regelmäßig die Stufen zur Wohnpalette hoch, um Karten oder kleine Geschenke zu kaufen. Unzählige Lampen im typischen Nostalgie-Look der 80er-Jahre hingen dort unter der Decke. Einige haben es bis in die Reichenbachstraße geschafft.

Hier hat sich Anna Bosch in der neuen Wohnpalette ihr eigenes Reich geschaffen. Schon als Schülerin arbeitete sie im Laden ihrer Mutter mit. „Für mich war immer klar, dass ich weitermache, wenn sie in Rente geht“, erzählt die heute 35-Jährige. Mit dem Verkauf des Hauses und der Kündigung im Frühjahr 2020 war der Traum dahin. Dann entdeckte sie plötzlich das Angebot in der Reichenbachstraße. Mitten in der Corona-Zeit ein Ladenlokal übernehmen? „Das hat sich niemand getraut“, sagt Anna Bosch. „Es war die Gelegenheit, in dieser Lage.“ Mutig ergriff sie die Chance.

Neuanfang mitten in Corona

Auch bei ihr hängen Lampen unter der Decke, aber nicht so viele. Einen großen Teil ihrer Arbeitszeit verbringt die Inhaberin mit Recherchen. In Deutschland noch unbekannte Hersteller oder neue Label spürt sie vor allem auf Instagram oder Online-Messen auf. Handgearbeitete Schafwollkissen aus Peru, portugiesische Keramik oder ägyptische Hängelampen aus gestanztem Leichtmetall, die Palette an Accessoires für wirklich jeden Wohnbereich ist breit gefächert und sehr international. „Wir legen Wert darauf, dass wir besondere Produkte haben, die man nicht an jeder Straßenecke kaufen kann.“

Selbst an einem Montagvormittag, gerade geöffnet, herrscht in der Wohnpalette ein reges Kommen und Gehen. Drei junge Frauen halten ein Küchentuch mit siebgedrucktem Pinguin in die Luft und kriegen sich vor Begeisterung kaum noch ein. „Lovely!“ Keine 300 Meter vom alten Standort entfernt, kommen hier viel mehr Touristen vorbei und beleben das Geschäft. Neben den Stammkunden natürlich, die inzwischen vor allem aus zwei großen Gruppen bestehen. „Meine Altersklasse, und die meiner Mutter“, stellt die Inhaberin mit einem Augenzwinkern fest. Gründerin Ingrid Dellner ist nach wie vor samstags im Geschäft, unter der Woche hütet sie die Enkelkinder.  „Es passt einfach alles“, sagt Anna Bosch. Und sortiert lächelnd bunte Stabkerzen in ein großes Glas.

 

Bilder: Gunda Achterhold

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert