Archiv für den Monat: Dezember 2024

Bube & Dame

Hier dreht sich was

Morgen, am vierten Adventsamstag, gibt es wieder Glühwein bei „Bube & Dame“. „Hausgemacht, nach einem Rezept von meiner Mama“, sagt Melanie Deventer. Die Mama spielt in dem kleinen Eckladen in Neuhausen keine ganz unwichtige Rolle. Bei meinem ersten Besuch, an einem sehr trüben Spätnachmittag, schaukelte sie liebevoll das jüngste Enkelkind auf dem Arm. Dessen ältere Schwester sauste derweil im Tüllröckchen durch die engen Gänge. Ein Lachen und Plaudern erfüllte den ganzen Laden. Gefühlt das halbe Viertel hatte sich um die Kassentheke herum versammelt und läutete bei fröhlicher Musik das Wochenende ein. „Wenn sich was dreht, ist das immer gut“, sagt Ladeninhaberin Melanie Deventer. „Ich mag dieses Miteinander und will, dass sich hier jeder wohlfühlt.“ Das scheint ihr zu glücken. Weiterlesen

Frau Kathl

Liebe bis zum letzten Stich

Allein der Name klang schon so liebenswürdig: Frau Kathl. Mit einem winzigen roten Herzchen im Logo. Entdeckt hatte ich ihre Taschen bei Karusa, dem Laden für Handgemachtes und Besonderes in der Humboldtstraße. Locker lässige Bags, coole Straps, alles mit Liebe zum Detail. Ein paar Tage später stehe ich in einem kleinen Atelier im Westend vor ihr – fester Händedruck, fröhlich blitzende Augen – und schaue Frau Kathl beim Schneidern zu.

Mit Schwung wuchtet sie einen Ballen Stoff auf den Schneidetisch – Leo-Print, passend zum Scrunchie in ihrem leuchtend roten Haar. Türstopper drauf, damit nichts verrutscht. Schnittmuster sauber an die Kante gelegt, und schon schneidet sie energisch einmal drumherum. Kathrin Hagengruber, die sich lieber Kathl nennt, hat sich auf Taschen spezialisiert. Ihre Shopper, Bumbags und Rucksacktaschen hängen locker drapiert an einer Schneiderpuppe. Die stammt noch von ihrer Vorgängerin im Studio 81, einer Modedesignerin.

Aus einer Minibox auf dem Tisch höre ich die Stimme von Sven Regener, vom Fenster zum Hinterhof fällt Winterlicht in den Raum. An einer Pinnwand über der Nähmaschine hängen Kinderbilder, der Verkehr in der Schwanthalerstraße scheint meilenweit weg zu sein. Weiterlesen

Kuckuck

Ganz schön vielfältig

Acht Frauen tun sich zusammen, arbeiten ehrenamtlich und retten einen Kinderbuchladen. Das ist die kurze Geschichte. Die etwas längere Fassung beginnt 2021, als Miriam Tretter und Jana Schützendübel im Münchner Lehel eine Buchhandlung für Kinder eröffnen – den „Kuckuck“. Ein Herzensprojekt, mit dem Ziel: Die Regale in dem ehemaligen Lotto-Lädchen mit hochwertig illustrierten Büchern zu füllen, die nicht überall zu haben sind. Aufmerksamkeit zu schaffen für Themen, die ihnen wichtig sind. Umwelt und Nachhaltigkeit beispielsweise, aber auch die Vielfalt in unserer Gesellschaft. Mit ihrem „Zugvogel“, einem mobilen Bücherregal, sind die beiden Gründerinnen auf Festivals, Märkten und in pädagogischen Einrichtungen unterwegs. Auf internationalen Buchmessen suchen sie nach innovativen Verlagen, veranstalten Lesungen, Performances und Workshops. 2023 wird der Kuckuck als „hervorragende Buchhandlung“ mit dem Deutschen Buchhandlungspreis ausgezeichnet. 

Schnell entsteht eine große Stammkundschaft. Die Kleinen lieben es, in der kuscheligen Lesehöhle in Bilderbüchern zu stöbern. Die Großen fühlen sich einfach wohl, in dem kleinen Laden mit den liebevoll bestückten, hellen Regalen. Doch nach drei Jahren ist Schluss: Im April 2024 begann der Countdown, die Inhaberinnen verkauften die noch übrigen Schätze aus ihren Regalen, verteilten Baci von der letzten Buchmesse in Bologna und zählten die Tage bis zum Ende herunter. Weiterlesen