24 kleine Läden – Ladentürchen Nr. 21
An der Journalistenakademie, für die ich seit vielen Jahren als Dozentin arbeite, gibt es eine schöne Tradition: Jeder Jahrgang wird mit einem kleinen Käsebüfett verabschiedet, das Institutsleiter Peter Lokk ein paar Ecken weiter bei der Käsemaus besorgt. Der Laden ist in dem Neuhausener Viertel eine Institution – was sich auch an ihrer Nicht-Präsenz im Netz erkennen lässt. „Eine Website brauche ich nicht“, sagt Yvonne Schulz. Und zerteilt beherzt ein Stück Trüffelkäse.
Wer vor den mächtigen Festtagsessen einen schön unkomplizierten Imbiss schätzt, könnte bei ihr an der richtigen Adresse sein. Käse, ein paar Dips, frisches Brot und Wein – was braucht es mehr? Eine Mousse au Chocolat oder Orangentiramisu als Dessert stehen auch in der Kühlung.
Vor 17 Jahren gründete Yvonne Schulz die Käsemaus, nachdem sie schon ein paar Jahre als Fachverkäuferin in der Gegend gearbeitet hatte. An diesem Tag eilt sie zwischen Laden und Küche hin und her. Sie bereitet Fingerfood für neunzig Leute vor, ihre Käseplatten und Häppchen sind nicht nur an der Journalistenakademie eine feste Bank. Auf der Käsetheke prangen große Laibe Pecorino und Manchego. Auf einem kleinen Tischchen mit rotkarierter Decke sind die Angebote der Woche angerichtet: Rotweinkäse von der Schönerer Käsealm, ein „Katzenzahn“ aus den Savoyen oder Chilikäse aus der Schweiz. Alle Schildchen sind mit Filzer handgeschrieben.
Aus Überzeugung für die handwerkliche Qualität
Die Frage nach einer Empfehlung empfindet Yvonne Schulz geradezu als Beleidigung. Denn bei ihr gibt es natürlich nur guten Käse, bei der Auswahl ihrer Lieferanten schaut sie genau hin. Von neuen Sorten werden erst einmal kleine Mengen geordert, man weiß ja nie. Meistens liegt die Ladenbesitzerin richtig. „Ein Bergkäse, der mehr als 12 Monate reift, kann so schlecht nicht sein“, sagt sie. Wenn sie von den Käsereien erzählt, mit denen sie arbeitet, spürt man ihre Leidenschaft für dieses Handwerk. Und ihre tiefe Überzeugung von der Qualität ihrer Ware.
Meine Wahl fällt auf einen rezenten Müller-Thurgau, von dem ich noch nie gehört habe. Und das Einzige, was ich daran bereue, ist: Ich hätte gleich mehr davon kaufen sollen.
Bilder: Gunda Achterhold