Schuh Hiegl

24 kleine Läden – Ladentürchen Nr. 7

Gutscheine sind vielleicht nicht jedermanns Sache, aber wenn sie so daherkommen… Dieses zierliche Kunstwerk aus Papier fand ich im letzten Jahr unterm Weihnachtsbaum. Nur wenig später war ich stolze Besitzerin von Schuhen, die ich mir komplett selbst designt habe. Form, Farbe, Material – es war ein einziges Wünschdirwas.

Kurz nach den Festtagen stand ich bei Schuh Hiegl in der Belgradstraße. Und war beeindruckt. Noch nie hatte ich so viele extravagante Modelle auf einmal gesehen. Geblümt, im Leopardenlook oder mit Schottenkaro, in allen Farben des Regenbogens, viel Glitzer und in gewagten Kombinationen. Aber Schuh-Hiegl ist eben auch kein „normales“ Schuhgeschäft.

Weiterlesen

Nauli

24 kleine Läden – Ladentürchen Nr. 6

Ins Univiertel in der Maxvorstadt zieht es mich immer wieder. Das imposante und geschichtsträchtige Hauptgebäude der LMU beeindruckte mich schon als Studentin, die aus dem Münsterland nach München kam. Seit einigen Jahren laufe ich meistens ein paar Schritte weiter in die Adalbertstraße. 2018 eröffneten die beiden Schwestern Eva-Dewi und Johanna Pangestian Harahap dort ihren kleinen Laden, das Nauli. Der Name erinnert an ihre indonesische Großmutter, übersetzt bedeutet er „wunderschön“. Und das sind sie tatsächlich, die von Hand gebundenen Bücher und Alben aus feinstem Papier, die den Grundstock des kleinen Familienunternehmens legten.

Weiterlesen

Kochgut

24 kleine Läden – Ladentürchen Nr. 5

Inzwischen liegt mein Büro im Lehel. Manchmal steige ich am Max-Weber-Platz aus und laufe noch kurz am kleinsten Küchenkaufhaus in München vorbei. Es liegt ein bisschen versteckt, am Eingang der Schloßstraße. Schon ein Blick ins Schaufenster zeigt, dass hier jemand mit Liebe zum Detail arbeitet.

Mehr als 5000 verschiedene Artikel hält Iris Reiss in dem 1981 eröffneten Laden bereit. Man muss keine passionierte Köchin sein, um sich für ihr Angebot im Kochgut zu begeistern. Von der Spülbürste bis hin zum edlen Bräter reicht das Sortiment in den hellen Holzregalen. Als Studentin war Iris Reiss selbst Stammkundin im „Kochgut“, damals lag der Laden noch ein paar Häuser weiter. „Jeder im Viertel ging dahin“, sagt sie. „Der Laden war eine Institution.“ Das ist auch mit dem Umzug 2013 so geblieben, da hatte Iris Reiss das Geschäft gerade übernommen. Weiterlesen

Der 7. Himmel

24 kleine Läden – Ladentürchen Nr. 4

„Buka“ heißt auf Indonesisch „offen“. Das Schild gehört zum 7. Himmel wie der Stern über der Eingangstür und die Blümchentapete. Solveig Zecher brachte es aus Bali mit, als sie dort noch nähen ließ. Seit 1976 verkauft sie in der Hans-Sachs-Straße Kleidung – ganz am Anfang noch Second Hand, dann vor allem ausgewählte lokale und internationale Label, die sie und ihr Team auf Reisen und Messen entdecken. Spaß soll ihre Mode machen, das vermittelt sich in dem kleinen Laden auf der Stelle. Farbenfrohe Designs und Mut zum Muster, wohin man schaut. An den Ständern verspielte Kleider, Röcke und Strickpullis im Vintage-Style, und in jeder Ecke nette Accessoires: Täschchen und Tierchen, flauschige Mützen, Socken mit kleinen Dackeln und viele lustige Gimmicks zum Verschenken.

Weiterlesen

Wohnpalette

24 kleine Läden – Ladentürchen Nr. 3

Die Kündigung war ein Schock, aber am Ende hat sich doch alles gefügt. Seit 1980 verkaufte Ingrid Dellner „Lampen und mehr“ in ihrem kleinen Laden in der Fraunhoferstraße. Schon als Studentin stieg ich regelmäßig die Stufen zur Wohnpalette hoch, um Karten oder kleine Geschenke zu kaufen. Unzählige Lampen im typischen Nostalgie-Look der 80er-Jahre hingen dort unter der Decke. Einige haben es bis in die Reichenbachstraße geschafft.

Hier hat sich Anna Bosch in der neuen Wohnpalette ihr eigenes Reich geschaffen. Schon als Schülerin arbeitete sie im Laden ihrer Mutter mit. „Für mich war immer klar, dass ich weitermache, wenn sie in Rente geht“, erzählt die heute 35-Jährige. Mit dem Verkauf des Hauses und der Kündigung im Frühjahr 2020 war der Traum dahin. Dann entdeckte sie plötzlich das Angebot in der Reichenbachstraße. Mitten in der Corona-Zeit ein Ladenlokal übernehmen? „Das hat sich niemand getraut“, sagt Anna Bosch. „Es war die Gelegenheit, in dieser Lage.“ Mutig ergriff sie die Chance.

Weiterlesen

RolyPoly

24 kleine Läden – Ladentürchen Nr. 2

Das Glockenbachviertel kenne ich gut, elf Jahre lang stand mein Schreibtisch in einem Journalistenbüro in der Jahnstraße. Auf meinem Weg dorthin kam ich jeden Morgen an einem kleinen Laden in der Klenzestraße vorbei. In den Fenstern: Entzückende Textilien für Kinder. Meine Töchter waren da schon Teenager, sonst hätte ich mich vermutlich sehr häufig kaum bremsen können. Inzwischen ist Gesa Götting umgezogen, mit ihrem Laden-Atelier RolyPoly spricht sie jetzt vor allem Erwachsene mit Faible für besondere Stoffe und Schnitte an.

Rein zufällig kam ich vor einem Jahr an dem noch neuen Ladenlokal in der Fraunhoferstraße vorbei – dekorative Sitzkissen vorm, traumschöne Deko im Fenster zogen meinen Blick an. Leuchtende Farben, glitzernde Borten, Kleider und Taschen in allen möglichen Größen und Formen sind ein echter Hingucker.

Weiterlesen

siebenmachen

24 kleine Läden – Ladentürchen Nr.1

Mit Sabine Puchner fing im Grunde alles an. Auf dem Märchenbazar hatte ich 2019 ihre wunderbaren Holzpostkarten entdeckt. Auf dünnes Pappelholz appliziert die Künstlerin ihre außergewöhnlichen Fotomotive, die sie auf der Straße entdeckt. Graffitis, Straßenpflaster, Fliesen aus Lissabon oder andere „zufällige Arrangements des Moments“, wie sie selbst ihre Fundstücke nennt. Jeder ihrer Hocker, Schemel, und Holzschachteln, die sie auf Flohmärkten findet, ist ein Unikat. Von ihr selbst restauriert und mithilfe von Transfertechnik mit Acryl bedruckt. Sogar die Tapete ihres eigenen Kinderzimmers, die beim Renovieren wieder zum Vorschein kam, hat die leidenschaftliche Fotografin und Handwerkerin bereits verwertet.

Weiterlesen

24 kleine Läden

Schön einkaufen – ab morgen geht’s los!

Kleine Läden sind das Herz und die Seele einer Stadt. Mit ihren liebevoll und individuell zusammengestellten Sortimenten, in denen sich herrlich stöbern lässt, beleben sie jedes Viertel. Und doch lässt sich an jeder Straßenecke beobachten, wie schwer sie es haben: Leere Ladenlokale, wohin man schaut.

Deshalb dreht sich hier auf Mehr als Maloche in der Vorweihnachtszeit alles ums “schöne” Einkaufen: Vom 1. Dezember bis zum Heiligabend stelle ich jeden Tag einen kleinen Laden vor, der irgendwie besonders ist.

Viele dieser Geschäfte kenne ich als Kundin schon seit Jahren, manche lagen auf meinem Weg, andere entdeckte ich in den letzten Wochen durch puren Zufall. Was ich bei meiner Recherche in Münchner Vierteln gerade besonders genieße: Ich lerne so viel Neues kennen! Denn hinter jedem kleinen Laden steckt eine Geschichte.

Jenseits von 08/15

Klar, die angeblich so „stade“ Zeit ist für die meisten vor allem hektisch und voller Termine. Es kann sehr verführerisch sein, Geschenke online zu bestellen, um Wege zu sparen und dem Trubel zu entgehen. Und viele Adressen hat man vielleicht gar nicht so auf dem Schirm. Dabei kann ein Einkauf so viel mehr sein als ein Klick auf den Bestell-Button – gerade jetzt, in der Vorweihnachtszeit.

Der Plan für dieses Projekt reifte schon länger. Im ersten Corona-Advent, mit Masken und Lockdowns, fing ich an zu recherchieren und kaufte meine Geschenke direkt über die Macherinnen und Macher oder bei inhabergeführten Läden. Dabei bin ich geblieben, und fand immer mehr Spaß daran.

In diesem Sinne wünsche ich allen einen schönen Advent – und viele nette Einkaufserlebnisse beim Stöbern und Entdecken!

 

Bilder: Gunda Achterhold

„Die Rose öffnet das Herz“

Mit viel Elan war ich in dieses Jahr gestartet, auf der Suche nach Menschen, denen ihr Beruf mehr als Maloche bedeutet – und das in komplett unplanbaren Zeiten. Dann kam das Leben dazwischen und viel Arbeit, ganz andere Themen wie  Nachhaltigkeit oder Hochschulkooperationen im Nahen Osten nahmen mich in Beschlag.

Inzwischen ist Theos Laden längst schon wieder weihnachtlich dekoriert, die Wiede-Fabrik musste auch diese Winterausstellung schweren Herzens absagen. Aber im Lichtenberg geht’s wieder aufwärts!

Besuch in der Herzen-Werkstatt

Nun lege ich doch nochmal los, zum Ende dieses zweiten Corona-Jahres, die Begegnung gestern war einfach zu wunderbar! Auf der Suche nach einem besonderen Geschenk war ich ins Atelier von Eva März gelangt und bewunderte ihre Rosenherzen. Diese kleinen Prachtexemplare aus Brokat und Seide duften herrlich – wer seit 1982 jemals über den Schwabinger Weihnachtsmarkt schlenderte, hat sicher schon einmal daran gerochen.

Weiterlesen

“Das halten wir durch!”

Im Sommer 2018, als Corona noch ein Bier war, verbrachten Tamás Micsutka und Kitti Angyal viel Zeit alleine auf ihrer schönen Außenterrasse und verstanden die Welt nicht mehr. Nach vielen Jahren Fernbeziehung war das Paar frisch verheiratet, die beiden hatten ihr Erspartes in die Hand genommen und sich einen Traum erfüllt: ein eigenes Lokal, idyllisch gelegen bei Mittenwald. Mit viel Liebe richteten sie es ein und fühlten sich am Ziel. Die schöne Gegend ist als Ausflugsziel sehr beliebt, fröhlich winkend kamen täglich viele Fahrradfahrer vorbei – und fuhren weiter. „Manchmal hatten wir nur dreißig Gäste, kaum jemand blieb zum Essen“, erzählt Tamás, der 2012 als Koch aus Ungarn nach Deutschland gekommen war. „Das war echt hart.“ Tag für Tag stand er in der Küche und bereitete Speisen vor, die nicht geordert wurden. „Wir lagen etwas zu abseits der Stadt, für eine Zwischenmahlzeit dann aber auch wieder zu nah.“

Ein Anruf aus München brachte die Wende. Mitte 2019 übernahmen die jungen Wirtsleute das Herr Lichtenberg, eine gut gehende Cantineria auf dem Garchinger Campus der Technischen Universität. Schon nach wenigen Monaten hatte sich alles erfreulich eingespielt. „Im März war ein Zeitpunkt erreicht, wo wir wieder planen und ernsthaft an ein Kind denken konnten“, so Kitti. Zur Entlastung stellten sie einen zusätzlichen Koch ein.

Dann kam Corona. Und der erste Lockdown legte auch das Leben auf dem Hochschulcampus komplett still. Weiterlesen