24 kleine Läden – Ladentürchen Nr. 7

Gutscheine sind vielleicht nicht jedermanns Sache, aber wenn sie so daherkommen… Dieses zierliche Kunstwerk aus Papier fand ich im letzten Jahr unterm Weihnachtsbaum. Nur wenig später war ich stolze Besitzerin von Schuhen, die ich mir komplett selbst designt habe. Form, Farbe, Material – es war ein einziges Wünschdirwas.

Kurz nach den Festtagen stand ich bei Schuh Hiegl in der Belgradstraße. Und war beeindruckt. Noch nie hatte ich so viele extravagante Modelle auf einmal gesehen. Geblümt, im Leopardenlook oder mit Schottenkaro, in allen Farben des Regenbogens, viel Glitzer und in gewagten Kombinationen. Aber Schuh-Hiegl ist eben auch kein „normales“ Schuhgeschäft.

Das 1946 im Keller eines Mietshauses gegründete Familienunternehmen arbeitet unter anderem für Theater- und Musical-Produktionen, auch international. Da darf die Farbe schon mal etwas schriller, der Absatz etwas höher sein. „Bei uns steht die Handwerkskunst im Vordergrund“, sagt Sylvia Hiegl-Schön, sie hat die Firma von ihrem Vater übernommen. Von Ballerinas bis zum Sneaker ist jedes Paar ein Unikat, in der Hiegl Schön Manufaktur in Odelzhausen von Hand gefertigt.

Drag-Queen Olivia kommt ebenso in die Münchner Ladenfiliale wie die Oma, die ihrer Enkelin Brautschuhe schenkt, oder Kunden mit unterschiedlich großen Füßen, die eine Maßanfertigung brauchen. Der Laden ist wichtig, denn die Lage am Kurfürstenplatz schafft Aufmerksamkeit. „Zu uns kommen Menschen, die an der Ampel standen oder mit der Straßenbahn vorbeifuhren und uns zufällig entdeckt haben“, erzählt Geschäftsführerin Sylvia Hiegl-Schön. Wie der junge Mann, der seiner Freundin einen Gutschein schenkte und mit ihr zusammen wiederkam.

Mein erster Schuh mit Glitzer

Dieses gemeinsame Aussuchen und Anprobieren, unterschiedliche Materialien anfühlen, vergleichen, um sich schließlich für ein Modell zu entscheiden – das ist tatsächlich eine sehr besondere Erfahrung. Und es ist gar nicht leicht, wenn man eine so große Auswahl hat! Bei mir sind es alltagstaugliche Stiefeletten geworden, mit ein ganz klein Bisschen Glitzer. Vom ersten Tag an konnte ich darin kilometerweit laufen. Chapeau.

Bilder: Gunda Achterhold