Engel & Bengel

24 kleine Läden – Ladentürchen Nr. 18

Es waren die Accessoires auf dem Fenstersims, die es mir sofort angetan hatten. Kerzen, kleine Tannenzapfen als Kerzenhalter und orientalisch anmutende Blechtellerchen standen da hübsch vorweihnachtlich drapiert und riefen: Nimm mich mit! Ich nahm sie mit. Und kam wieder.

Der Kinderladen Engel & Bengel an der Inneren Wiener Straße gehört Petra Lock, sie gründete ihn 2004.  Eine große nostalgische Puppenstube, mit lauter hübschen kleinen Dringen darin, erinnert noch an ihre Anfänge als Geschäftsfrau. Denn an Textilien hatte sie anfangs noch gar nicht gedacht. „Ich bekam mein drittes Kind, war zu Hause und begann damit, antike Kindermöbel zu sammeln und für uns herzurichten.“ Weil es Spaß machte und gut lief, verkaufte sie einiges auch weiter. Zunächst auf Weihnachtsmärkten, später in einem kleinen Laden in der Sedanstraße. Dann entdeckte sie eine Marktlücke. Weiterlesen

gangundgäbe

24 kleine Läden – Ladentürchen Nr. 17

Mit einem besonderen Kaffee für Mikro- und Makropausen kann man mir immer eine Freude machen. Häufiger mal kommt er direkt aus der Kapuzinerstraße, wo sich hinter einer Glasfront in einem flachen Bau die Rösterei gangundgäbe verbirgt. Dienstags und donnerstags zieht von hier aus der Duft frisch gerösteter Kaffeebohnen durchs Viertel, bis hinüber zur Lindwurmstraße. An diesen Vormittagen schüttet Andreas Postrach die Kaffeebohnen in den Trichter der großen schwarzen Röstmaschine, die mitten im Café steht. Wenn um Punkt 12 die ersten Gäste kommen, ist alles schon wieder blitzblank. Weiterlesen

Conway’s

24 kleine Läden – Ladentürchen Nr. 16

Was wäre Weihnachten ohne Kerzenlicht? Im Kristallkühler mit Silberrand kommt es besonders stilvoll daher. Elke Conway hat sich etwas ganz Besonderes ausgedacht: In ihrer Recycling-Werkstatt verwandelt sie antike Kristallkaraffen und „Icebuckets“ in fein duftende, stimmungsvoll leuchtende Einzelstücke. Bei der Herstellung verwendet sie Bio-Öle, cremigen Rapswachs und hochwertige Dochte. Wenn das Gefäß leer ist, füllt sie es gerne wieder auf.

Vom Herrgottschnitzen zum Upcycling

Purer Zufall führt mich an ihrem Laden in der Humboldtstraße vorbei, ein Schild vor der Ladentür macht mich neugierig. Ich folge dem Pfeil durch den Hinterhof und entdecke zwei Frauen in einer geräumigen Werkstatt. Elke Conway stellt sich lachend als „Herrgottschnitzerin“ vor. „Dabei ist es allerdings nicht lange geblieben.“ Nach der Ausbildung arbeitete die Holzbildhauerin in der Requisite am Theater und beim Film, später entdeckte sie das Upcycling als Geschäftsmodell für sich. An diesem Nachmittag macht sie sich gerade an einem alten Büffet zu schaffen, das einen frischen Look erhält. Weiterlesen

notenPunkt

24 kleine Läden – Ladentürchen Nr. 15

Heinz Lebermann verkauft Noten. „Wir sind eine aussterbende Art“, sagt er, und lächelt freundlich. Seit fast 30 Jahren ist der notenPunkt in Haidhausen eine feste Adresse für Musikerinnen und Musiker, auch große Münchner Orchester bestellen ihre Partituren in der Lothringer Straße. „Als wir einzogen, reihte sich hier noch ein kleiner Laden an den anderen“, erzählt der Musikalienhändler, und zeigt auf die andere Straßenseite. Jede Schraube, die er für seine Regale brauchte, konnte er damals noch einzeln direkt gegenüber kaufen. Die hellen Holzregale sind noch da, die Geschäfte nicht.

Übersichtlich nach Instrumenten sortiert, stehen Notenhefte mit Etüden, Sonaten, Kammermusik oder Lehrwerke in den offenen Regalen an der Wand. Das Repertoire deckt alle Epochen und Stilrichtungen ab, bis hin zu Rock, Pop, Jazz und Schlager. Was den Handel speziell mit Noten so schwierig macht: Das Geschäft verlagert sich immer stärker ins Netz. Viele Noten lassen sich einfach downloaden, manche sogar kostenlos. „Große Musikverlage verkaufen inzwischen selbst“, so Lebermann. „Die Marge für Einzelhändler wird deshalb immer kleiner.“ Weiterlesen

Bazar Cuisine

24 kleine Läden – Ladentürchen Nr. 14

Haidhausen ist auch als “Franzosenviertel bekannt”. Viele Straßen und Plätze sind nach Schlachten des deutsch-französischen Krieges 1870/71 benannt – Sedan, Orleans, Bordeaux und eben Balan. Harry Bischof ist den westeuropäischen Nachbarn definitiv wohl gesonnen, sein Bazar Cuisine ist eine einzige Liebeserklärung an die französische Küche.

Im deutsch-französisch geprägten Baden-Baden aufgewachsen, wurde er Foodfotograf. Aus Liebe zum Kochen. In München eröffnete er sein Studio „L‘ Eveque“, und gleich daneben sein Geschäft. „Ich hatte eine gute Crew und wollte meine Mitarbeiter behalten“, erzählt Bischof. „Wenn zwischendurch mal weniger zu tun war, zeichneten sie eben Ware aus.“ Bis der nächste Auftrag kam.

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Sapino

24 kleine Läden – Ladentürchen Nr. 13

Margareta Tannenbaum ist Sporttherapeutin und verkauft Spielzeug. Wenn man ihren Laden in der Balanstraße betritt, eröffnet sich auf wenigen Quadratmetern ein fröhlich buntes Kinderparadies. Rechts führen ein paar kleine Stufen hoch in einen Nebenraum mit Matten und Sitzball. Hier bietet die zertifizierte Rückenschullehrerin Behandlungen an – Pilates, Massage oder auch Rückbildungskurse für Mütter.

Das Sapino gibt es schon seit einem halben Jahrhundert. Gegründet wurde der Laden als Holzspielwarenfachgeschäft von einem Ehepaar, er war Schreiner. Bis heute hat Margareta Tannenbaum viele Spielsachen aus Holz im Sortiment. Seit 16 Jahren steht sie hier in Haidhausen hinter der Theke, umgeben von Spielzeugautos, Memory und Krümelmonstern. Weiterlesen

Buch & Café Lentner

24 kleine Läden – Ladentürchen Nr. 12

Schon etwas gestresst vom Weihnachtseinkauf? Dann könnte die Balanstraße eine gute Möglichkeit sein, um die Suche nach Geschenken mit dem Angenehmen zu verbinden. Ja, ganz genau: die Balanstraße. Auch für mich war sie lange vor allem eine Verkehrsachse. Bis ich auf dem Weg vom Isarhochufer nach Haidhausen unversehens in der Buchhandlung Lentner landete.

Buchläden ziehen mich immer an. Dieser Besuch war für mich allerdings wirklich ein Ereignis. Jazzmusik im Hintergrund, der Duft von frischem Kaffee und ausgesuchte Rotweine, auf Treppenstufen und neben Belletristik – dem Himmel fühlte ich mich ganz nah. Weiterlesen

Die Strumpf-Tante

24 kleine Läden – Ladentürchen Nr. 11

Ein gutes Paar Strümpfe auf dem Gabentisch, in vielen Familien war das früher nicht unüblich. Kann man auch heute noch Strümpfe zu Weihnachten schenken? „Auf jeden Fall“, sagt Ingrid Staab. Und sie muss es wissen. Seit mehr als 30 Jahren ist sie Geschäftsführerin der legendären Strumpf-Tante in der Hohenzollernstraße. Zum Nikolaus werden gerne Strümpfe in fröhlichen Designs verschenkt, beobachtet sie. Zu Weihnachten dann vor allem hochwertige, die etwas Besonderes sind. Auch Männer seien in Strumpf-Fragen offener geworden. „Viele tragen inzwischen gerne bunt und mit Mustern.“

Die „Strumpf-Tante“, 1937 als Fachgeschäft für Strümpfe, Trikotagen und Kurzwaren gegründet, ist eine Institution, mitten im Herzen Schwabings. Schon Erich Kästner deckte sich in dem kleinen Laden mit wollenen Strümpfen und „Pagenschlüpfern Feinripp“ ein. In einem dicken Album, das Ingrid Staab in der Theke verwahrt, kleben Autogrammkarten: Viele prominente Kundinnen wie Michaela May, Veronica Ferres oder Gaby Dohm haben sich hier schon bei der Auswahl ihrer Nylons beraten lassen. Die Schauspielerin Christine Kaufmann fuhr immer mit dem Radl vor. Weiterlesen

Okomoi

24 kleine Läden – Ladentürchen Nr. 10

Wenn der Schnee fällt, sieht Lena Höfer auf dem Schlittenberg wieder alle Kinder mit ihren Mützen herumlaufen. Vor sieben Jahren fing die gelernte Mediendesignerin damit an, für ihren Sohn T-Shirts und Pullis zu bedrucken. In fröhlichen Designs, mit bunten Bäumen, Füchsen oder Walen. „Farbiges gab es für Jungen kaum, und für blau-weiß-Geringeltes war er einfach nicht der Typ.“ Der damals Sechsjährige schaut von einem der großen Kinderporträts herab, die in ihrem Geschäft an den Wänden hängen. Er trägt einen Kapuzenpulli mit herbstgelben Blättern, Glückspilzen und kleinen Käfern, die Hände sind in den Hosentaschen vergraben.

Das OKOMOi fiel mir auf dem Weg zum HP8 auf, dem Ausweichquartier des Gasteigs in Sendling. Der kleine Laden für „Schönes und Geschenke“ liegt direkt an der Brudermühlstraße – ein Farbklecks an der vielbefahrenen Straße, mit bunter Wimpelkette über dem Eingang. „Ich wollte mich schon immer selbstständig machen“, erzählt Lena Höfer. Sie wusste nur nicht womit. Als das Ladenlokal in ihrem Wohnhaus frei wurde, griff die Mutter von zwei Kindern zu und gründete ihr Modelabel OKOMOi. Cousin Tobi, ein Waldkindergarten-Erzieher, steuerte die Illustrationen bei, aus denen die Gründerin Stoffmuster für ihre in Griechenland und Portugal gefertigte Biomode erstellte. Weiterlesen

Kunst und Keramik

24 kleine Läden – Ladentürchen Nr. 9

Die meisten Tage verbringt Lisa Muck an der Drehscheibe. Seit sechs Jahren hat die Keramikerin ein eigenes Atelier im Münchner Westend, in dem sie auch Kurse und Einzelunterricht gibt. Ihre Produkte verkaufte sie lange direkt in der Werkstatt, doch der liegt etwas versteckt und ist nicht so leicht zu finden. 2021 entdeckte sie den kleinen Laden in der Bergmannstraße und war begeistert.  „Ich finde es schön, wenn etwas im Viertel hergestellt und dort auch verkauft wird.“

Moderne, klare Formen und ungewöhnliche Farben sind typisch für ihre Arbeiten, die im Kunst und Keramik zu sehen sind. „Die Corona-Zeit war wichtig für mich, um meinen eigenen Stil zu finden und in aller Ruhe Formen und Farben zu entwickeln“, erzählt Lisa Muck. „Im laufenden Geschäft kommt man einfach nicht dazu.“ Sie probierte viel aus, experimentierte mit Glasuren und arbeitete mit verschiedenen Tonsorten. Viele ihrer Tassen, Schalen oder Vasen sind aus grauem oder schwarzem Ton gearbeitet. Drehrillen, die sich beim Töpfern bilden, lässt sie stehen. „Sie lassen sich mit den Fingern erfühlen und geben der Struktur eine Lebendigkeit.“

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