Einmal Schule und zurück

Welches Studium passt zu mir?

Nach zwei Jahren als Lehrerin an einer amerikanischen Schule in Atlanta kehrte Karin Hertzer nach Deutschland zurück und entschied sich für den Weg in den Journalismus. In München machte sie sich selbstständig, spezialisierte sich auf Gesundheitsthemen und arbeitet als PR-Beraterin für Kliniken und Ärzte. Mit ihrem Engagement für die  Blogger-Schule München kehrt sie nun zu ihren beruflichen Wurzeln zurück: Das gemeinnützige Projekt organisiert Workshops für junge Flüchtlinge und bringt ihnen das Bloggen bei.  karin-hertzer-muenchen_pressefoto_rot-800x800

Liebe Karin, du wolltest ursprünglich Lehrerin werden. Wie bist du darauf gekommen?
Genau genommen habe ich mit Informatik an der TU Braunschweig angefangen. Ich war schon immer sehr gut in Mathe, es fiel mir leicht und ich hatte es auch als Leistungskurs im Abi. Der Vater eines Freundes war  fest davon überzeugt, dass Informatiker sehr gefragt sein würden – er als Firmenchef musste es ja wissen dachte ich mir, und schrieb mich dafür ein.

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Mein erster Auftritt als Figurenspielerin

Antje Töpfer, diplomierte Figurenspielerin

Ein Schauspieler hat nur sich selbst als Material, um seine Rolle daraus zu formen. Der Reiz am Figurenspiel liegt für mich darin, dass ich immer ein Objekt habe, mit dem ich arbeiten kann. In meiner aktuellen Inszenierung lasse ich mich zum Beispiel von einer meterlangen Papierfigur inspirieren, die ich selber gebaut habe. Es ging um das Zusammenspiel von Körper und Material. In meiner allerersten eigenen Produktion nach dem Diplom waren Lautsprecher  meine einzigen Mitspieler. In dem Solostück beschäftigte ich mich mit der Isolationshaft von Ulrike Meinhof. Was macht dieses Alleinesein mit einem Menschen? Das war die Frage, der ich nachgehen wollte. Ich trug ein magnetisches Kostüm mit Schnallen, die Lautsprecher, aus denen Stimmen und Geräusche kamen, hafteten an meinem Körper. Ich bewegte sie und sie bewegten mich. Trotzdem war es für mich neu, so exponiert als Figur auf der Bühne zu stehen, ohne eine Puppe oder eine Maske, hinter der ich mich verstecken kann.

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Von der Musik leben?

„Die Kunst ins reale Leben einbinden, darum geht´s.“

Lutz J. Mays, Bassist, Komponist, Autor und Lehrer

Lampenschirme baumeln im Biergarten über verstreut herumstehenden Tischen und Bänken. Ich ahne, was für ein wunderbarer Ort das hier an lauen Sommerabenden sein muss! Noch pfeift allerdings der Wind sehr heftig um den klotzigen Z-Bau in Nürnberg. Dem roten Backsteinhaus sieht man die Nazi-Vergangenheit auf Anhieb an. Ebenso wie dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, auf dem Grundstück direkt nebenan. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen die Amerikaner, heute ist der Z-Bau an der Frankenstraße ein Hort der Gegenwartskultur – ein buntes und weitläufiges Biotop für Kreative. Von den langen Fluren gehen Studios und Probenräume ab. Zerbrochene Schallplatten, Collagen, Graffiti und Flyer an den Türen zeigen, wer sich hier im Laufe der Jahre angesiedelt hat – vom Verein für Fahrradkultur bis hin zum Tonstudio sind hier alle Sparten vertreten. „Die Atmosphäre ist unglaublich belebend“, sagt der Bassist Lutz J. Mays, während er im ersten Stock auf seinen Schüler wartet. „Hier sind lauter Leute, die auch spinnen und ihren Wahn leben“, sagt er, und lacht. „Es tut gut zu spüren: Man ist damit nicht alleine.“

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Vom Jurastudium zur Trauerbegleitung

Welches Studium passt zu mir?

Die Münchnerin Stefani Stocker hat nach dem Abitur Jura studiert und arbeitet heute in eigener Praxis als Heilpraktikerin für Psychotherapie und als Trauerbegleiterin.
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Liebe Steffi, wie bist du ausgerechnet auf Jura gekommen?

Eigentlich wollte ich Sprachen studieren. Mein Vater war allerdings der Meinung, es sei überhaupt keine gute Idee nur auf die Sprachenschule zu gehen. Er hatte großen Einfluss auf meine Entscheidung und so fing ich an, mich für ein Studium an der Uni zu interessieren. Bei Jura dachte ich tatsächlich selbst, das man damit hinterher eigentlich alles machen kann – was nicht stimmt, wie sich im Nachhinein herausgestellt hat. Aber ich habe es durchgezogen. Und ich fand es auch niemals langweilig oder trocken. Dieses Image, das Jura hat, stimmt aus meiner Sicht so nicht.

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Welches Studium passt zu mir?

Es war noch nie einfach, sich für ein Studienfach zu entscheiden. Und wenn ich mich so umschaue, stelle ich fest: Die zunehmende Zahl an Studiengängen macht die Sache nicht leichter. Allein für angehende Bachelor-Studenten stellt der HRK-Hochschulkompass mehr als 7.500 Studiengänge zur Auswahl.

Bei Technikfreaks und Naturwissenschaftlern ist die Richtung oft schon früh klar. Wer sich für Sprachen interessiert, künstlerische Ambitionen hegt, oder mal so ganz grundsätzlich was “mit Menschen” oder “mit Medien” machen will, tut sich bei der Studienwahl meist schwerer. Manche gehen strategisch vor und orientieren sich an den beruflichen Perspektiven, die ein bestimmtes Fach bietet. Andere wählen einen Studiengang, der sich zumindest so anhört, als könnte er ihren Erwartungen entsprechen.

In meinem Buch “Wer macht was und was mache ich?” erzählen Jobeinsteiger von ihren Berufen und wie sie dort hingekommen sind. Hier, auf meinem Blog, setze ich früher an. Wie sind andere auf “ihr” Studienfach gekommen, was hat ihnen die Entscheidung erleichtert? In loser Folge werde ich Menschen aus verschiedenen Fachbereichen und Branchen dazu befragen. Mich interessiert, was Sie im Studium gelernt haben – und was sie davon in ihrem aktuellen Beruf noch anwenden.

Den Anfang macht die Juristin Stefani Stocker. Mit einer klassischen Juristenkarriere hatte sie nach dem Staatsexamen nichts im Sinn. Und doch hilft ihr das Studium auch in ihrer Arbeit als Trauerbegleiterin weiter.

Foto: Klaus Achterhold

Mein erster Einsatz als Rettungssanitäter

Tarek Nabih, Rettungsassistent und Medizinstudent

Ich war gerade eine Woche mit der Ausbildung zum Rettungsassistenten fertig, als wir nach Pasing gerufen wurden. Ein Mann war in seiner Autowerkstatt zusammengebrochen – Verdacht auf Herzinfarkt. Maximal zehn Minuten später waren wir vor Ort. Der Mann lag bewusstlos mitten in der Werkstatt, überall waren Menschen. So eine Situation ist auf den ersten Blick nicht leicht zu überblicken. Doch dann sahen wir die Kollegen: Die Automechaniker hatten sofort mit Herzdruckmassagen angefangen und knieten in voller Montur um den Chef herum.

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Auf Maß geschneidert

„Gezaubert wird im nächsten Leben!“

Carola Sonnenburg, Erzieherin, Bürokauffrau und Schneiderin

O´zapft is! Und wie in jedem Jahr zum Oktoberfest dirndelt es in den Münchner U-Bahnen und Straßen wieder ganz kräftig. Der Hotspot des Trachten-Treibens ist vom Glockenbachviertel zwar weit genug entfernt. Die Vorboten des Mega-München-Events habe ich jedoch schon seit Wochen fest im Blick: Von meinem Schreibtisch aus sehe ich direkt ins Schaufenster von Carola Sonnenburg, auf ihre Dirndl, Trachtenblusen oder Schürzen in wechselnden Arrangements. Hier, in der kleinen Schneiderei, fängt die Wiesn-Zeit schon im Frühjahr an, wenn die ersten Teile entworfen und genäht werden. Jetzt, in der heißen Phase, fallen selbst die Zigarettenpausen immer kürzer aus. Ein paar Minuten auf der kleinen Stufe vor dem Laden und schon wirft sich Carola Sonnenburg das Maßband wieder um den Hals. Von meinem Platz am Fenster aus habe ich beobachten können, wie sehr sich ihr Geschäft verändert hat. Vor zweieinhalb Jahren wechselte die Schneiderin den Standort und mietete das Ladenlokal in der Jahnstraße an – „mit Bauchschmerzen!“. Die sind weg.

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Verlegerin mit Sinn fürs eBook

“Als Unternehmerin kann ich meine eigenen Regeln aufstellen”

Beate Kuckertz, Gründerin des dotbooks Verlags

New York, im Juni 2009. Beate Kuckertz trifft eine Literaturagentin in New York, als der legendäre Virgin Megastore die letzten noch verbliebenen Platten und das Mobiliar verramscht. Das Aus für den letzten großen Musikladen in ganz Manhattan trifft die Besucherin aus Deutschland ins Mark. „Die dramatischen Veränderungen auf dem Musikmarkt zeichneten sich damals schon länger ab“, stellt sie rückblickend fest. „Diese Schließung war dennoch ein einschneidendes Erlebnis für mich – und ein Vorbote dessen, was auch auf die Buchbranche zukommen würde.“ Desillusioniert kehrte die Verlagsleiterin, die bei der Münchner Verlagsgruppe Droemer Knaur für die belletristischen Programme zuständig war, nach Deutschland zurück. „Ich hatte einen wirklich großartigen Job und fand die Aufgabe immer sehr inspirierend“, betont die heute 52-Jährige. „Aber trotz der absehbaren Krise ging alles weiter wie gehabt.“ Im Jahr darauf hatte Beate Kuckertz genug von der Scheuklappen-Mentalität ihrer Branche. Nach zwölf Jahren kündigte sie ihre Stelle bei der Unternehmensgruppe. Ohne einen Plan B in der Tasche zu haben.

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Sommerbaustelle

Maloche ist nicht alles. Und daher lasse ich die Arbeit am Blog in diesen Wochen ruhen. Weiter geht´s Ende August, mit einem Beitrag über die Herausgeberin und Verlegerin Beate Kuckertz. Nach erfolgreichen Jahren als Programmacherin großer Verlage hat sie sich vor drei Jahren mit dem eBook-Verlag dotbooks selbstständig gemacht.

Was mich im Gespräch mit der Münchner Unternehmerin besonders erstaunte:  Besonders mutig fand sie diesen Schritt zu keinem Zeitpunkt.

Wer in der Zwischenzeit am Ball bleiben und etwas von mir lesen möchte, findet hier Stoff:

LfA magazin – das Magazin der Landesförderbank Bayern 

Ausgabe 2-2015 – Schwerpunkt Familienunternehmen (Redaktion)

90 Jahre DAAD

LETTER 2015-01

DAAD-Jubiläumsbroschüre

Portraits prominenter DAAD-Alumni wie dem Nobelpreisträger Harald zur Hausen, der ARD-Korrespondentin Golineh Atai, dem vietnamesischen Bildungsminister Woo-yea Hwang  oder der Präsidentin der Frankfurter Goethe-Universität Birgitta Wolff.

Beitragsbild: Gunda Achterhold

 

 

 

Meine erste Ausgrabung im Orient

Luise Loges, Altorientalistin, Archäologin und Journalistin

Inmitten einer weiten Landschaft aus Sand erhebt sich der Tell Halaf. Die Grabungsstätte liegt im Nordosten Syriens und gehört zu den berühmtesten Ruinenhügeln des Nahen Ostens. Vor sieben Jahren kam ich als Studentin nach Syrien, um an einem Ausgrabungsprojekt mitzuarbeiten. Vom Flughafen in Aleppo aus fuhren wir mit dem Bus vier Stunden durch die Wüste, bis wir unser Ziel erreichten. Der Hügel mit den Überresten einer Zitadelle ist von weither zu sehen, umgeben von flachem Land mit vielen kleinen, sehr unscheinbaren Orten. Niemals hätte ich gedacht, dass ich die Straßen, die ich damals Tag für Tag überquert habe, jemals in den Abendnachrichten der „Tagesthemen“ sehen würde.

Wo wir uns im heißen Sommer 2008 mehrmals täglich Wassereis im kleinen Laden von Michel holten oder im Sandsturm hockten und aus dem ersten Grabungstagebuch von 1912 lasen, ist heute Kriegsgebiet. Häufig bin ich fassungslos, wenn ich die Nachrichten verfolge. Syrien, Irak – diese Länder waren für mich die Wiege der Zivilisation und hatten mein Interesse an der Archäologie überhaupt erst geweckt. Das Praktikum war meine erste Reise in den Orient und ich war geschockt, wie bettelarm die Menschen außerhalb der größeren Städte wie Damaskus oder Aleppo waren. Damit hatte ich nicht gerechnet. Es gab durchaus auch unangenehme Begegnungen, aber wir lernten viele Leute kennen, die einfach nur toll waren und uns sehr freundlich aufnahmen. In dem Projekt arbeiteten wir mit Einheimischen zusammen, das war oft sehr lustig. Sie konnten kein Englisch, wir nur wenig Arabisch, aber wir haben uns immer irgendwie verständigen können! Das Land, das ich kennengelernt habe, gibt es heute nicht mehr. Über die Straße, auf der ich einer Familie beim Schächten eines Schafes zusah, rollen heute die Panzer. Und um die Prinzessin, die wir damals in einem mehr als 3000 Jahre alten Grab gefunden hatten, kümmert sich heute niemand mehr.

Syrien_Gouverneurspalast

Der assyrische Gouverneurspalast von Tell Halaf. Dort soll jetzt ein Artillerieabwehrgeschütz stehen.

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