Silberfisch

24 kleine Läden – Ladentürchen Nr. 8

Bei meinem Streifzug durch das Westend komme ich beim Silberfisch vorbei. Als Tochter von Goldschmieden ist Weihnachten für mich untrennbar mit Schmuck verbunden. Hier in der Heimeranstraße arbeiten Handwerkerinnen und Handwerker aus der Gold- und Silberschmiede im Kollektiv zusammen, das hat meine Neugier geweckt.

Gründerin Alexandra von Guilleaume ist gerade mit der Weihnachtsdekoration beschäftigt, als ich den Laden erreiche. Im Schaufenster leuchten Edelsteine in allen Formen und Farben. Smaragde, Turmaline oder Mondsteine, jeder von ihnen ein Solitär. „Mit dieser Deko wollen wir zeigen, wie viele verschiedene Schliffe es gibt“, sagt die Silberschmiedin. Vorsichtig ordnet sie kleine runde Döschen, in denen jeweils ein Stein für sich allein glänzen darf, auf magnetischen schwarzen Kreisen an und stellt sie ins Schaufenster. Einzelne Steine werden gerne als Geschenk verkauft, auch in der Vorweihnachtszeit. „Nach den Festtagen verarbeiten wir sie dann nach eigenen Wünschen zu Schmuckstücken“, erzählt Alexandra von Guilleaume. „Das kommt gut an.“

Seit dreißig Jahren gibt es das Silberfisch-Kollektiv inzwischen schon. Aktuell arbeiten vier Frauen und zwei Männer im Werkstatt-Team, jeder von ihnen mit unterschiedlichen fachlichen Schwerpunkten. Aus Holz und Silber gearbeitete Pfeffermühlen oder Korken mit einem vergoldeten Tannenbäumchen sind unter Glashauben wie auf einem Laufsteg ausgestellt. Daneben handgeschmiedete Silberschalen. Auch die Schmuckstücke in den Vitrinen spiegeln die Vielfalt im Team: Naturabgüsse von Blüten, zarter Goldschmuck oder Anhänger aus Emaille stehen für die verschiedenen Stile und beleben das Sortiment.

Werkstatt-Team: Zusammen arbeiten, und doch für sich

Die Vorteile dieses Geschäftsmodells liegen auf der Hand: Jedes Teammitglied ist hier seine eigene Firma und zahlt Miete, die Kosten für den Laden, Werkstätten und Werkzeuge werden so geteilt. Jeder hat einmal in der Woche Ladendienst und kann an den anderen Tagen ungestört am Werktisch arbeiten. „Man muss nicht immer da sein, kann sich austauschen und auch mal Aufträge weitergeben“, sagt die Silberschmiedin Alexandra von Guilleaume. „Das erlaubt jedem von uns Flexibilität.“

Mit einer Spezialkamera hat sie Aufnahmen von Edelsteinen aus dem Silberfisch-Sortiment gemacht, jede einzelne Facette ist darauf zu erkennen. An langen schwarzen Bändern hängen die hochaufgelösten Bilder nun wie Christbaumkugeln im Schaufenster. Advent im Westend.

 

Bilder: Gunda Achterhold

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