Schlagwort-Archiv: Frauen

Kochgut

24 kleine Läden – Ladentürchen Nr. 5

Inzwischen liegt mein Büro im Lehel. Manchmal steige ich am Max-Weber-Platz aus und laufe noch kurz am kleinsten Küchenkaufhaus in München vorbei. Es liegt ein bisschen versteckt, am Eingang der Schloßstraße. Schon ein Blick ins Schaufenster zeigt, dass hier jemand mit Liebe zum Detail arbeitet.

Mehr als 5000 verschiedene Artikel hält Iris Reiss in dem 1981 eröffneten Laden bereit. Man muss keine passionierte Köchin sein, um sich für ihr Angebot im Kochgut zu begeistern. Von der Spülbürste bis hin zum edlen Bräter reicht das Sortiment in den hellen Holzregalen. Als Studentin war Iris Reiss selbst Stammkundin im „Kochgut“, damals lag der Laden noch ein paar Häuser weiter. „Jeder im Viertel ging dahin“, sagt sie. „Der Laden war eine Institution.“ Das ist auch mit dem Umzug 2013 so geblieben, da hatte Iris Reiss das Geschäft gerade übernommen. Weiterlesen

Der 7. Himmel

24 kleine Läden – Ladentürchen Nr. 4

„Buka“ heißt auf Indonesisch „offen“. Das Schild gehört zum 7. Himmel wie der Stern über der Eingangstür und die Blümchentapete. Solveig Zecher brachte es aus Bali mit, als sie dort noch nähen ließ. Seit 1976 verkauft sie in der Hans-Sachs-Straße Kleidung – ganz am Anfang noch Second Hand, dann vor allem ausgewählte lokale und internationale Label, die sie und ihr Team auf Reisen und Messen entdecken. Spaß soll ihre Mode machen, das vermittelt sich in dem kleinen Laden auf der Stelle. Farbenfrohe Designs und Mut zum Muster, wohin man schaut. An den Ständern verspielte Kleider, Röcke und Strickpullis im Vintage-Style, und in jeder Ecke nette Accessoires: Täschchen und Tierchen, flauschige Mützen, Socken mit kleinen Dackeln und viele lustige Gimmicks zum Verschenken.

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Wohnpalette

24 kleine Läden – Ladentürchen Nr. 3

Die Kündigung war ein Schock, aber am Ende hat sich doch alles gefügt. Seit 1980 verkaufte Ingrid Dellner „Lampen und mehr“ in ihrem kleinen Laden in der Fraunhoferstraße. Schon als Studentin stieg ich regelmäßig die Stufen zur Wohnpalette hoch, um Karten oder kleine Geschenke zu kaufen. Unzählige Lampen im typischen Nostalgie-Look der 80er-Jahre hingen dort unter der Decke. Einige haben es bis in die Reichenbachstraße geschafft.

Hier hat sich Anna Bosch in der neuen Wohnpalette ihr eigenes Reich geschaffen. Schon als Schülerin arbeitete sie im Laden ihrer Mutter mit. „Für mich war immer klar, dass ich weitermache, wenn sie in Rente geht“, erzählt die heute 35-Jährige. Mit dem Verkauf des Hauses und der Kündigung im Frühjahr 2020 war der Traum dahin. Dann entdeckte sie plötzlich das Angebot in der Reichenbachstraße. Mitten in der Corona-Zeit ein Ladenlokal übernehmen? „Das hat sich niemand getraut“, sagt Anna Bosch. „Es war die Gelegenheit, in dieser Lage.“ Mutig ergriff sie die Chance.

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Selbstständig

“Man muss der Typ dafür sein!”

Räume zu schaffen, in denen das Arbeiten für Frauen ein Traum ist. Mit diesem Ziel ist Kristina Schmid vor neun Jahren als Unternehmerin angetreten. Ein nur unvollständig vermieteter Bürokomplex gab den Anstoß für die Geschäftsidee: Die heute 43-jährige Diplom-Kauffrau gründete das Businesscenter „Mein Arbeits(t)raum“ und richtete sich mit ihrem Angebot gezielt an Frauen.  Kristina Schmid_Bild Alexander RüfferFür das Unternehmerinnen-Magazin existenzielle führte ich ein Jahr nach dem Start ein Gespräch mit ihr. Was mir bei meinem Besuch besonders auffiel, war die heimelige Atmosphäre in der Lounge des Businesscenters. Und ein großzügig eingerichtetes Spielzimmer, in dem nur eines fehlte: die Kinder. Eine Betreuung direkt im Haus, angeboten von Erzieherinnen auf selbstständiger Basis, das war der Plan. Doch die Rechnung ging nicht auf. Es blieb nicht der einzige Punkt, an dem die Geschäftsführerin umdenken musste.

Frau Schmid, Sie sind jetzt seit neun Jahren Chefin. Haben Sie sich als Unternehmerin verändert?
Ja, absolut. In die Rolle bin ich nach und nach hineingewachsen, es war ja nicht ganz freiwillig. Vor der Familienphase hatte ich gekündigt, da war also kein Arbeitgeber, zu dem ich zurückgehen konnte. Einen interessanten Teilzeitjob zu finden, mit zwei Kleinkindern im Schlepptau, und dann noch zu sagen: Ich würde mich gerne umorientieren, weil das, was ich vorher gemacht habe, macht mir keinen Spaß – schwierig.

Und heute?
Inzwischen ist es genau umgekehrt, ich kann mir nur sehr schwer vorstellen, als Angestellte zu arbeiten. Inzwischen bin ich es gewohnt, Entscheidungen selber zu treffen und sie nicht mehr von irgendjemandem abhängig zu machen. Natürlich berate ich mich mit vielen Leuten und hole mir Ideen. Aber letztendlich mache ich es, wie ich meine, und nicht wie ein Chef es meint. Weiterlesen