Mein erster Termin als Journalistin

Gunda Achterhold, Theaterwissenschaftlerin und Journalistin

Zufällig bin ich auf den Blog Mein erster Termin gestoßen, auf dem der Journalist Markus Kater Kollegen dazu einlädt, sich an ihren ersten Termin zu erinnern. Eine schöne Idee. Und weil es so gut zu meiner eigenen Rubrik passt, in der ich andere über Das erste Mal berichten lasse, lege ich zur Abwechslung einfach mal selber los. Okay, nicht mit meinem ersten Termin. Das wäre ein sehr kurzer Text, auch wenn mir dieser Tag im August 1983, als ein „Blumenstudio in der Beckumer City“ eröffnete, sofort wieder vor Augen steht. Ich hatte den stolzen Besitzer des neuen Blumenladens nicht nach seinem Vornamen gefragt und wurde vom Lokalredakteur der “Glocke“ gleich wieder mit meinem Blöckchen zurückgeschickt. Sehr peinlich. Aber eine wichtige Lehre. Ich habe nie wieder vergessen, die Basics abzufragen. Das war definitiv prägend.

Zwanzigzeiler mit nachhaltiger Wirkung

Ich bin es gewohnt, anderen Fragen zu stellen. Sie an mich selbst zu richten, ist ungewohnt. Mit mäßigem Ergebnis wühle ich mich durch vergilbte Zeitungsartikel, von denen ich nicht mal mehr ahne, dass ich sie geschrieben habe. Lange Dinger, zum Teil Mehrspalter mit vielen Bildern. Da war ich dabei, habe Fotos gemacht? Belege, sorgsam abgeheftet, aus vielen Jahren. Total vergessen. Aber dieser kleine Zwanzigzeiler über den Blumenladen, der ist präsent.

Wie kommt das?

Bis heute erinnere ich mich daran, wie ich mit dem Auftrag losgelaufen bin. Ich sollte über die Geschäftseröffnung schreiben und ein Foto machen. Einmal um die Ecke, Beckum ist klein, und schon stand ich da. Mit der Kamera um den Hals, wie das im Lokaljournalismus eben ist. Da sieht dann auch jeder gleich, dass man nicht da ist, um den ersten Blumenstrauß zu kaufen. Aufmerksamkeit ist einem sicher. Genau das, was man so braucht, wenn man 20 ist. Ich studierte in München, nutzte die Semesterferien und war zum allerersten Mal „als Journalistin“ unterwegs. Alle waren nett und freundlich, aber ich hätte mich am liebsten hinter einer Topfblume versteckt. Ich fühlte mich am völlig falschen Platz – und dass ich von dem Ereignis auch noch brauchbare Bilder liefern sollte, entspannte mich sicher nicht.

Über den eigenen Schatten springen – das fällt mir ein, wenn ich an diesen meinen ersten Tag in der Lokalredaktion im westfälischen Beckum denke. Es war mir alles so peinlich: Zu sagen „Ich bin von der Glocke“; mitzuschreiben, während andere gucken; Fotos zu machen, und nicht zu wissen, ob auf dem Film dann auch was drauf ist. Und dann noch einmal zurückkommen zu müssen, wegen so einer blöden, banalen Information. Die man nicht hat, weil man sich nicht getraut hat. Nach Vornamen fragen. Wie peinlich ist das denn! Es war der Beginn eines langen Lernprozesses.

Nach dem Alter meiner Gesprächspartner frage ich übrigens noch heute ungern.

P.S. Noch mehr von mir

Sie haben es gemerkt: Eigentlich wollte ich meinen allerersten Termin nur streifen. Sozusagen als eleganten Übergang zu meinem ersten Promi-Interview. Es wurde dann doch mehr. Und jetzt denke ich mir: Warum eigentlich nicht? Drei Begegnungen waren mir spontan eingefallen: Meine Feuertaufe im Blumenladen. Mein erster investigativer Einsatz in Rheine, bei dem ich „Kuli“ auflauerte. Und mein erstes „richtiges“ Promi-Interview mit Klaus Löwitsch im Bayerischen Hof. Bei dem mir das Herz so richtig in die Hose rutschte.

Bleiben Sie dran!

Ein Gedanke zu „Mein erster Termin als Journalistin

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